Das Leben mit dem Risiko - Leitartikel von Miguel Sanches
Berlin (ots)
Es war zu erwarten. Vor allem ist es das, was wir vielfach auf der Welt beobachten können, im Iran, Israel, Japan, Singapur, Europa. In Spanien oder in Frankreich liegt die Zahl der täglichen Neuansteckungen nicht im Hunderter-, sondern neuerdings wieder im Tausenderbereich. Das ist die Kehrseite der mal unvorsichtigen und verfrühten und der mal durchaus behutsamen, zaghaft tastenden Teilrückkehr zur Normalität.
Die Seuche grassiert weltweit. Noch immer fehlen Impfstoff und Therapie. Geändert hat sich nicht das Risiko, schon eher die Art, politisch darüber zu reden. Es wird der Eindruck erzeugt, man könnte das Virus nachhaltig eindämmen, wenn wir alle nur Abstand halten, Mundschutz tragen, eine Corona-Warn-App herunterladen oder uns testen lassen. Das sind alles gute Ratschläge; sie zu beherzigen, bleibt zweifelsohne erstrebenswert.
Aber man darf sich keiner Illusion hingeben: Sobald die Menschen ein Stück Normalität wagen, Kinos besuchen, essen gehen, Urlaub machen oder reisen, steigt wieder das Infektionsrisiko. Natürlich gibt es Leute, die sich fahrlässig verhalten. Aber man kann auch alle Vorsichtsmaßnahmen einhalten und sich infizieren.
Der einzige Wellenbrecher gegen eine zweite, dritte oder vierte Welle wäre eine Impfung. Wenn im Herbst die Kälte kommt, wenn die Menschen sich häufiger in geschlossenen Räumen aufhalten und wenn normale Erkältungen vergleichbare Symptome wie bei Covid-19 hervorrufen, wird es das Virus noch leichter haben.
Umso hilfreicher wäre, Tests so einfach, schnell, erschwinglich zu machen, dass jeder bei Bedarf erfahren kann, ob er das Virus in sich trägt. Das würde eine Rückkehr zur Normalität erleichtern.
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