Der Tod der Friedrichstraße
Kommentar von Christian Latz zu Umsatzeinbrüchen und dem Verkehrsversuch
Berlin (ots)
Kurzform:
Profitiert von der Sperrung des Autoverkehrs und den neuen Außenflächen hat vor allem die Gastronomie. Früher konnten die Cafés entlang der Straße kaum einen Stuhl herausstellen, plötzlich gibt es richtig Platz. Das nutzen Passanten, vor allem aber all jene, die in den vielen umliegenden Büros arbeiten, für ihre Mittagspause. In eines der meist hochpreisigen Modegeschäfte geht niemand von ihnen. Wer an solchen Geschäften interessiert ist, fährt an den Kudamm. Es wird Zeit, sich ehrlich zu machen: Die Friedrichstraße ist in ihrer heutigen Form tot. Der Verkehrsversuch wird sie nicht retten - und das war trotz anderslautender Beteuerungen auch nie das Ziel. Aber: Um sie herum kann ein neuer, lebendiger Ort entstehen, mit viel Gastronomie und anderen Geschäften. Ob die Straße jemals als Einkaufsstraße funktionieren wird, ist mehr als fraglich.
Der vollständige Kommentar:
Viel gejubelt wurde in den vergangenen Wochen über das neue Leben auf der Friedrichstraße. Eingehaucht hat es der Shoppingmeile in Mitte der Ende August gestartete Verkehrsversuch. So gar nicht passen wollen dazu allerdings die Zahlen, die das Kaufhaus Galeries Lafayette, der wohl wichtigste Händler entlang der Straße, nun nennt. Seit Beginn der Sperrung eines Teilabschnitts der Friedrichstraße soll die Zahl der Kunden um bis zu 30 Prozent zurückgegangen sein im Vergleich zu den Vormonaten, sagte ein Vertreter bei einem Treffen des Bezirks Mitte mit Anrainern am Donnerstag.
Die Diskrepanz verwundert auf den ersten Blick, lässt sich aber leicht erklären. Profitiert von der Sperrung des Autoverkehrs und den neuen Außenflächen hat vor allem die Gastronomie. Früher konnten die Cafés entlang der Straße kaum einen Stuhl herausstellen, plötzlich gibt es richtig Platz, um in der Sonne zu sitzen. Das nutzen Passanten, vor allem aber all jene, die in den vielen umliegenden Büros arbeiten, für ihre Mittagspause. In eines der meist hochpreisigen Modegeschäfte ringsum geht deshalb aber niemand von ihnen. Auch nicht die vielen Radfahrer, die den hervorragenden Radweg gerne nutzen, um schnell und sicher durch Mitte zu kommen. Auch sie halten nicht an um einzukaufen. Wer aber tatsächlich an solchen Geschäften interessiert ist und das nötige Geld hat, fährt viel lieber gleich an den Kudamm.
Es wird Zeit sich endlich ehrlich zu machen: Die Friedrichstraße ist in ihrer heutigen Form tot. Der Verkehrsversuch wird sie nicht retten - und das war trotz anderslautender Beteuerungen auch nie das vorrangige Ziel. Aber: Um sie herum kann ein neuer, lebendiger Ort entstehen, mit viel Gastronomie und anderen Geschäften. Ob die Straße jemals als Einkaufsstraße funktionieren wird, ist mehr als fraglich.
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