Antirassistischer Rassismus
Kommentar von Joachim Fahrun über Stellenausschreibung an der Humboldt-Universität
Berlin (ots)
Kurzform: Da hat sich die Studierendenvertretung der Humboldt-Universität mächtig ins eigene Knie geschossen. Eine Stelle auszuschreiben und explizit "weiße Menschen" von der Bewerbung auszuschließen, ist ein unsäglicher Fehlgriff, der zeigt, wohin eine völlig fehlgeleitete Identitätspolitik führen kann.
Der vollständige Kommentar: Da hat sich die Studierendenvertretung der Humboldt-Universität mächtig ins eigene Knie geschossen. Eine Stelle auszuschreiben und explizit "weiße Menschen" von der Bewerbung auszuschließen, ist ein unsäglicher Fehlgriff, der zeigt, wohin eine völlig fehlgeleitete Identitätspolitik führen kann. Klar, es geht um Beratung in einer Antidiskriminierungsstelle. Da mag es nicht verkehrt sein, eine Person zu engagieren, die aus eigener Erfahrung weiß, wie sich abschätzige Blicke, fremdenfeindliche Bemerkungen, Pöbeleien oder Schlimmeres anfühlen. Mit Diskriminierung haben Bio-Deutsche in der Regel eben weniger Erfahrungen.
Aber deswegen darf niemand in den wiederum rassistischen Impuls verfallen, Menschen, in diesem Fall Bewerberinnen und Bewerber, nach ihrer Hautfarbe zu beurteilen. Es gibt keine Definition für "weiße Menschen". Gehören blonde Spanier dazu? Türkischstämmige Deutsche in der dritten Generation? Oder meist ziemlich hellhäutige Koreaner? Ukrainer, Moldauer und andere Osteuropäer? Allein diese Liste zeigt, was für eine absurde Kategorie sich die Studierendenvertretung im politisch pseudo-korrekten Übereifer für ihre Personalauswahl ausgesucht hat.
Anders läge die Sache tatsächlich, wenn eine Organisation aus einer migrantischen Community für ein Hilfsprojekt ebenfalls Menschen mit Migrationsgeschichte gegenüber solchen Personen vorzieht, die absehbar schlechtere Zugänge zu diesen Gemeinschaften haben. Aber wir reden bei den zu beratenden Personen ja nicht von armen, ausgebeuteten Wanderarbeitern, sondern von Studierenden, also Akademikern mit absehbar guten Zukunftsaussichten. Ob die braun, hell, schwarz oder sonst wie aussehen, darf in Berlin heute keine Rolle mehr spielen. Nicht nur Nazis dürfen die Menschen nicht nach solchen Kategorien sortieren, sondern auch angeblich antirassistische Studierende.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell