Verfrühte Entscheidung/Kommentar von Jessica Hanack zur autofreien Friedrichstraße
Berlin (ots)
Kurzform: Selbst unter Befürwortern der autofreien Zone kommt Kritik über die Art der Umsetzung. Will man die Friedrichstraße tatsächlich beleben und mehr Passanten anziehen, dann reicht es nicht, Auto- durch Radverkehr zu ersetzen. Vor allem erfordert es, den Fußgängern deutlich mehr Raum zu geben, als es bisher der Fall ist. "Flaniermeile Friedrichstraße", so nennen Bezirk und Verwaltung ihr Vorhaben offiziell. Von diesem Anspruch ist man in der Realität aber noch ein ganzes Stück entfernt.
Der vollständige Kommentar: Der Zeitpunkt kam dann doch etwas überraschend: Am Freitag teilten die Verkehrsverwaltung und der Bezirk Mitte mit, dass die Friedrichstraße zwischen Leipziger und Französischer Straße dauerhaft autofrei bleiben soll. Der Beschluss wurde verkündet, bevor der Verkehrsversuch offiziell beendet ist oder endgültige Ergebnisse einer Begleituntersuchung vorliegen. Stattdessen stützen sich die Entscheider auf einen Zwischenbericht, demzufolge der Versuch erfolgreich verlaufen sei.
Tatsächlich hat demnach die große Mehrheit der Passanten das Projekt positiv gesehen. An einer Befragung von Gewerbetreibenden hatten sich bis zur Erstellung des Zwischenberichts aber nur 13 beteiligt, die angaben, direkte Anrainer des autofreien Abschnitts zu sein. Unter ihnen scheint das Meinungsbild differenzierter, allerdings: Eine detaillierte Auswertung soll erst im Endbericht nach Projektabschluss erfolgen. So drängt sich die Frage auf, warum eine Entscheidung dann bereits jetzt getroffen wurde, ohne dass die Meinung der Händler und die Folgen auf ihre Umsätze umfassend bekannt sind. Oder, andersherum gefragt, warum man überhaupt eine Befragung der Gewerbetreibenden durchgeführt hat, wo doch ihre Antworten anscheinend kaum Einfluss auf die Entscheidung hatten.
Unabhängig davon kommt, selbst unter Befürwortern der autofreien Zone, die Kritik über die Art der Umsetzung hinzu. Will man die Friedrichstraße tatsächlich beleben und mehr Passanten anziehen, dann reicht es nicht, Auto- durch Radverkehr zu ersetzen. Vor allem erfordert es, den Fußgängern deutlich mehr Raum zu geben, als es bisher der Fall ist. "Flaniermeile Friedrichstraße", so nennen Bezirk und Verwaltung ihr Vorhaben offiziell. Von diesem Anspruch ist man in der Realität aber noch ein ganzes Stück entfernt.
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