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Neuer Mann - alte Probleme
Kommentar von Michael Backfisch

Berlin (ots)

Kehrt im britischen Tollhaus jetzt endlich Ruhe ein? Auf den ersten Blick ja. Nach den Chaostagen von London mit dem Blitzrücktritt von Premierministerin Liz Truss stehen die Zeichen zumindest auf etwas mehr Ruhe.

Rishi Sunak, der neue Mann in der Downing Street, kann immerhin von sich behaupten, die finanzpolitische Crash-Nummer seiner Vorgängerin exakt vorausgesagt zu haben. Truss' ideologische Irrfahrt von Steuersenkungen auf Pump führe das Land in die Megakrise, hatte er gewarnt.

So kam's denn auch: Die Märkte spielten verrückt, das Pfund sackte ins Bodenlose. Sunak gilt nun als der Besonnene, auf den man besser hätte hören sollen.

Immerhin hat der Vabanquespieler und Hasardeur Boris Johnson seine Kandidatur im letzten Moment zurückgezogen. Seine Fans bleiben ihm treu, aber er kann weder die konservative Partei noch das Land einen. Dadurch bleibt den Briten eine weitere Amtszeit mit clowneskem Populismus, Skandalen und Lügen erspart.

Dass sich Johnson plötzlich vom Saulus zum Paulus gewandelt hat, ist unwahrscheinlich. Er wartet auf seine Chance ("Hasta la vista, Baby!"), sollte Sunak scheitern.

Der neue Premier geht mit Vorschusslorbeeren ins neue Amt. Doch er hat nur eine kurze Schonfrist. Die alten Probleme nimmt er mit. Die Tories sind tief gespalten. Der radikale Brexitflügel fordert eine klare Kante gegen die EU und einen Riegel gegen weitere Migration.

Sunak muss beweisen, dass er für das Thema, das allen Briten unter den Nägeln brennt, Lösungen hat: steigende Inflation und hohe Energiepreise. Wenn er das nicht schafft, stehen dem Land neue Turbulenzen bevor. Spätestens dann sind Neuwahlen unausweichlich.

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