"Berliner Morgenpost": Fürsorge ist keine Auszeit - Kommentar von Laura Himmelreich zum "Vaterschaftsurlaub"
Berlin (ots)
Kurzform: Ab 2024 sollen Väter nach der Geburt zwei Wochen vom Beruf freigestellt werden. Bisher mussten Väter Elternzeit nehmen oder Urlaub, um für ihre Partnerinnen und das Neugeborene da zu sein. Das richtige Gesetz wird unter einem irreführenden Namen diskutiert: "Vaterschaftsurlaub". Wer sich 24 Stunden am Tag um ein Neugeborenes kümmert, weiß, dass das mit "Urlaub" wenig zu tun hat. Wenn wir es klingen lassen, als wäre es für Väter eine nette Auszeit, gehen wir nicht davon aus, dass eine gleichberechtigte Elternschaft das übliche Familienmodell ist. Väter, die viermal nachts aufstehen und Kitaplätze organisieren, fühlen sich völlig zu Recht von Politik und Gesellschaft oft nicht ernst genommen.
Der vollständige Kommentar: Dass wir Mütter und Väter unterschiedlich bewerten, zeigt unsere Sprache. Wir sprechen über "Mutterinstinkt", aber wenig über den "Vaterinstinkt". "Berufstätige Mütter" sind in der politischen Diskussion allgegenwärtig, die Situation "berufstätiger Väter" wurde vergleichsweise wenig debattiert.
Umso besser, dass nun ein Gesetz arbeitende Väter unterstützen will: Ab 2024 sollen Väter nach der Geburt zwei Wochen vom Beruf freigestellt werden. Bisher mussten Väter Elternzeit nehmen oder Urlaub, um für ihre Partnerinnen und das Neugeborene da zu sein. Das richtige Gesetz wird unter einem irreführenden Namen diskutiert: "Vaterschaftsurlaub". Wer sich 24 Stunden am Tag um ein Neugeborenes kümmert, weiß, dass das mit "Urlaub" wenig zu tun hat.
Wenn wir es klingen lassen, als wäre es für Väter eine nette Auszeit, gehen wir nicht davon aus, dass eine gleichberechtigte Elternschaft das übliche Familienmodell ist. Väter, die viermal nachts aufstehen und Kitaplätze organisieren, fühlen sich völlig zu Recht von Politik und Gesellschaft oft nicht ernst genommen.
Reden wir über engagierte Väter, müssen wir auch darüber sprechen, dass sie aktuell noch immer den kleineren Teil der Elternzeit nehmen. Andere Länder tun mehr für die gleiche Verteilung der Kindererziehung als Deutschland mit seinen zwei Partnermonaten. In Spanien gibt es eine lange bezahlte Freistellung, die verfällt, nimmt der Vater sie nicht. In Norwegen sind von 49 voll bezahlten Wochen Elternzeit 15 für den Vater reserviert.Es geht also nicht um "Urlaub". Es geht um die Selbstverständlichkeit, dass auch für die Männer Fürsorge für Kinder Alltag ist.
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