"Berliner Morgenpost": Kein Grund zur Entwarnung
Kommentar von Jessica Hanack zur Berliner Unfallbilanz 2022
Berlin (ots)
Kurzform: 34 Verkehrstote im Jahr 2022 gegenüber 226 Verkehrstoten im Jahr 1990 - es wirkt wie ein Riesensprung, den Berlin in Sachen Verkehrssicherheit gemacht hat. Und natürlich ist es positiv zu bewerten, dass die Zahl der Menschen, die auf Berlins Straßen tödlich verunglückt sind, einen Tiefstwert erreicht hat. Doch Entwarnung kann man noch nicht geben. Ob bei sicheren Rad- und Fußwegen oder beim Kreuzungsumbau: Es bleibt viel zu tun. Von einer "Vision Zero", nach der im Verkehr keine Menschen mehr tödlich oder schwer verletzt werden sollen, ist Berlin mit im Schnitt knapp sechs Schwerverletzten am Tag noch weit weg.
Der vollständige Kommentar: 34 Verkehrstote im Jahr 2022 gegenüber 226 Verkehrstoten im Jahr 1990 - es wirkt wie ein Riesensprung, den Berlin in Sachen Verkehrssicherheit gemacht hat. Und natürlich ist es positiv zu bewerten, dass die Zahl der Menschen, die auf Berlins Straßen tödlich verunglückt sind, einen Tiefstwert erreicht hat. Doch Entwarnung kann man noch nicht geben.
Denn auch wenn die Corona-Pandemie inzwischen in den Hintergrund gerückt ist, hat sie im vergangenen Jahr durchaus noch den Verkehr beeinflusst. In den ersten knapp drei Monaten galt die gesetzliche Homeoffice-Pflicht, auch Kontaktbeschränkungen gab es Anfang 2022 noch. In den Folgemonaten hat sich die Situation normalisiert, ein echter Gradmesser für die Entwicklung der Verkehrssicherheit dürfte aber erst das aktuelle Jahr sein.
Zugleich genügt es nicht, sich nur auf die Gesamtzahl der Verkehrstoten zu fokussieren. Gerade beim Blick auf die Risikogruppen wird deutlich, dass es keinen durchgängig positiven Trend gibt. Bei den getöteten Radfahrenden etwa schwankt die Zahl seit 2016 zwischen sechs und 17, 2022 starben zehn Radfahrer im Berliner Verkehr. Ebenso ist bei verunglückten Senioren kein klarer Rückgang erkennbar. Hier lag der Vorjahreswert von Verletzten und Getöteten zusammen beispielsweise über dem von 2016 oder 2017. Und bei den Kindern war die Summe der Schwerverletzten und Getöteten zumindest ein wenig höher als in den drei Vorjahren.
Ob bei sicheren Rad- und Fußwegen oder beim Kreuzungsumbau: Es bleibt viel zu tun. Von einer "Vision Zero", nach der im Verkehr keine Menschen mehr tödlich oder schwer verletzt werden sollen, ist Berlin mit im Schnitt knapp sechs Schwerverletzten am Tag noch weit weg.
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