Putins stärkste Waffe
Sein Feldzug stockt - daher setzt er auf Angst
Kommentar von Ulrich Krökel
Berlin (ots)
Sonnabendabend, in Europa fiebern die Menschen mit ihren Fußballern. Die EM-Qualifikation läuft. In Russland dagegen hat der Präsident das wichtigste TV-Zeitfenster gebucht. Wladimir Putin hält eine Botschaft bereit, die sofort weltweit über die Ticker läuft: Russland wird taktische Atomwaffen in Belarus stationieren. Dabei tut er so, als könnte er gar nicht anders. Der belarussische Präsident Lukaschenko habe ihn gebeten, ihn mit dem Argument überzeugt, dass "die Amerikaner dasselbe auf den Territorien ihrer Verbündeten auch machen".
Es ist ein klassischer Putin. Der Kremlchef, der vor einem Jahr den Angriffskrieg in der Ukraine entfesselt hat, eskaliert und weist die Schuld dem Westen zu. In Wirklichkeit geht es ihm nicht ums Prinzip, nicht um Verträge. Die Stationierung in Belarus ist nichts anderes als eine erneute, zugespitzte Drohung mit der Bombe. Der Rest ist Propaganda.
Putin zielt damit auf uns, will Furcht und Schrecken auslösen. Damit der Druck auf die Regierungen wächst, lieber die Ukraine fallen zu lassen als einen Atomkrieg zu riskieren. Diese Angst ist Putins stärkste Waffe. Denn seine Armee kommt in der Ukraine nicht voran. Es drohen weitere Niederlagen. Zugleich sind sich alle Fachleute einig, dass ein Nuklearwaffeneinsatz in der Ukraine militärisch nicht den geringsten Sinn ergibt.Faktisch ändert die Stationierung von Atomwaffen in Belarus nichts an der Bedrohungslage. Wenn Putin den Nukleareinsatz wollte, hätte er ihn längst befehlen können. Was sich aber ändert, ist das Bedrohungsgefühl im Westen. Dabei wäre es ein fundamentaler Fehler, der Angst nachzugeben. Denn dann wird Putin weitermachen und immer weitermachen.
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