Berliner Morgenpost: Transparenz statt Ausreden - Die Post täte gut daran, Fehler einzugestehen - Kommentar von Nina Kugler
Berlin (ots)
Beschädigte Briefe und Pakete, verspätete Zustellungen und Sendungen, die nie ankommen - im ersten Quartal dieses Jahres gingen bei der Bundesnetzagentur mal wieder viele Beschwerden über die Post ein. Genau genommen waren es 8515 - und damit fast doppelt so viele wie im ersten Quartal 2022. Damals waren es 4466. Die Reaktion der Deutschen Post? Kleinreden.
Als "Einzelfälle" bezeichnete ein Sprecher verlorene oder verspätete Sendungen. Sicher: Der Anteil der Beschwerden an den jährlich rund vier Milliarden Paketsendungen und zwölf Milliarden Briefen in Deutschland ist sehr gering. Doch im Gesamtjahr 2022 wurden der Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde 43.500 Beschwerden gemeldet - und damit fast dreimal so viele wie 2021. Bedenkt man, dass sich die Zahlen in den ersten drei Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres nun fast verdoppelt haben, schwant einem nichts Gutes. Vielleicht sollte sich die Deutsche Post ein Beispiel an der Deutschen Bahn nehmen. Die teilt ihre Verspätungen nämlich jedes Jahr öffentlich mit.
Sicher: Die Bahn ist in staatlicher Hand, die Post wurde in den 1990er-Jahren privatisiert. Dennoch ärgern sich bestimmt genauso viele Leute über die Post wie über die Bahn. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen über verspätete Züge - oder Briefe. Warum sich also mit "Einzelfällen" in Ausreden flüchten? Und dann auch noch bei mehreren Zehntausend Beschwerden pro Jahr. Klar: Es ist peinlich, seinen Job nicht ganz ordentlich zu machen und darüber dann auch noch in der Zeitung zu lesen. Aber wer einen Fehler macht, sollte dafür auch geradestehen. Transparenz im Umgang mit Fehlern muss her!
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