Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Kein Befreiungsschlag
Kommentar von Christian Kerl zur Causa Aiwanger

Berlin (ots)

Wenn Politiker über eine Affäre stürzen, dann oft nicht wegen der ursprünglichen Vorwürfe - sondern wegen der Unfähigkeit, mit den Vorwürfen angemessen umzugehen. Viel spricht dafür, dass deshalb auch der Fall Hubert Aiwanger noch mit einem Rücktritt oder Rauswurf des bayerischen Wirtschaftsministers endet. Anders als geplant war Aiwangers Auftritt am Mittwoch kein Befreiungsschlag: Seine Entschuldigung für das üble, antisemitische Flugblatt aus Jugendzeiten kam nicht nur verdächtig spät und erst auf massiven öffentlichen Druck. Aiwanger machte sie auch gleich wieder zunichte, indem er sich im nächsten Atemzug als Opfer einer politischen Schmutzkampagne präsentierte. Ehrliche Reue klingt anders.

Nach den inzwischen bekannten Umständen sind die unsäglichen Pamphlete sicher nicht als Jugendstreiche einzuordnen. Dennoch müssten sie nicht zwingend ein Rücktrittsgrund sein - auch anderen Politikern sind schon Fehltritte in jungen Jahren später großzügig verziehen worden. Aiwanger hätte dafür aber nach Bekanntwerden der Vorwürfe unverzüglich jeden Zweifel ausräumen, Einsicht zeigen, sich glaubwürdig entschuldigen müssen. Jetzt gesteht er zwar Fehler ein, stilisiert sich aber zugleich als Opfer, das "fertiggemacht" werden soll.

So ist die Affäre nicht zu Ende. Noch zögert Ministerpräsident Söder, Aiwanger zu entlassen. Aber er muss aufpassen, dass ihm die Sache nicht selbst auf die Füße fällt. Gut möglich, dass der CSU-Chef nur die nächste Enthüllung abwartet, um Aiwanger vor die Tür zu setzen. Aiwangers Karriere ist wohl ohnehin vorbei. Kaum vorstellbar, dass er in der nächsten bayerischen Regierung wieder ein Ministeramt bekleidet.

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 31.08.2023 – 19:10

    Berliner Morgenpost: Amerikas Kulturkrieg / Leitartikel von Dirk Hautkapp

    Berlin (ots) - Regierungen gehen mit Peitschenhieben und Gefängnis gegen Schwule, Lesben und andere Mitglieder der unter der Regenbogenfahne versammelten queeren Gemeinde vor. Zur Abschreckung werden Menschen, die abseits der Heterosexualität leben wollen, gesteinigt oder an Baukränen aufgehängt. Davon sind die Vereinigten Staaten von Amerika Lichtjahre entfernt. ...

  • 30.08.2023 – 19:09

    Berliner Morgenpost: Strom muss bezahlbar sein / Leitartikel von Jörg Quoos

    Berlin (ots) - Auf den ersten Blick ist es verkehrte Welt: Die Grünen machen Druck für einen günstigen Industriestrompreis, der liberale Bundesfinanzminister und auch der Bundeskanzler treten auf die Bremse. Ist Christian Lindner kein Industriefreund mehr? Ist der grüne Habeck jetzt der eigentliche Favorit der Bosse beim Thema Energie? Die oberflächliche ...

  • 30.08.2023 – 19:05

    Berliner Morgenpost: Bibliothek ist zu teuer für Berlin / Kommentar von Joachim Fahrun

    Berlin (ots) - 590 Millionen Euro. Das ist der Preis für die in einer idealen Welt durchaus charmante Idee, die Zentral- und Landesbibliothek endlich in der Mitte der Stadt zu konzentrieren. So viel Geld will der amerikanische Immobilienkonzern Tishman Speyer vom Land Berlin haben, um die Bücherei im Quartier 207, den heutigen Galeries Lafayette, an der ...