Berliner Morgenpost: Drastische Verluste für Erzbistum Berlin
Berlin (ots)
Das finanziell schwer angeschlagene Erzbistum Berlin hat mit weiteren erheblichen Einbußen zu rechnen. Die Steuerkommission der Deutschen Bischofskonferenz stellt in ihrem Bericht einen rapiden Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in der Hauptstadt fest. Neben Kirchenaustritten ist dafür auch die Überalterung der Gemeinde verantwortlich - Rentner zahlen keine Kirchensteuer.
So sank im Ostteil Berlins die Kirchensteuer von 2003 gegenüber dem Vorjahr 2002 um 70 Prozent, von 24,8 auf 7,9 Millionen Euro. Dagegen stiegen im gleichen Zeitraum im Westteil Berlins die Steuereinnahmen um ein Prozent von 35,19 Millionen auf 35,67 Millionen Euro an. Auch der Mitgliederschwund erreicht inzwischen im Ostteil Berlins dramatische Zahlen. Ende 2002 waren zwischen Marzahn und Köpenick noch 151970 Katholiken registriert. Ende 2003 waren es nur noch 70000, also weniger als die Hälfte. Auch hier stehen die Westbezirke zahlenmäßig weitaus besser da. 2002 gab es in diesem Teil Berlins 248000 katholische Steuerzahler. Ende 2003 stieg die Zahl der Mitglieder auf 307000 an. Der Abwärtstrend bei der Kirchensteuer wie auch bei den Mitgliedern in den neuen Bundesländern und in Ostberlin wird sich weiter fortsetzen, sagt Anette Wollny von der Steuerkommission.
Das Erzbistum Berlin hat gegenwärtig noch rund 80,1 Millionen Euro Schulden. Mit dem Zusammenschluss von 207 auf jetzt noch 112 Pfarreien hat das Erzbistum nach eigenen Angaben ein wesentliches Ziel seines Sanierungsplanes erreicht. Mit dem Zusammenschluss der Gemeinden verbunden war ein massiver Stellenabbau. Wie es aus der Pressestelle des Erzbistums heißt, sind inzwischen 267 von 440 Vollzeitstellen abgebaut. Die jetzt bekannt gewordenen dramatischen Mindereinnahmen bei den Kirchensteuern sowie der anhaltende Mitgliederschwund bringen Berlins Katholiken in größte Bedrängnis.
Berlins Diözesanratsvorsitzender Hans-Jürgen van Schewick sieht die Entwicklung im Erzbistum äußerst kritisch. Die Beraterfirma McKinsey hat in ihrem Sanierungsplan weder die Sozialreformen der Bundesregierung mit den neuen Steuergesetzen im Blick gehabt, noch sind die Mindereinnahmen bei den Kirchensteuern berücksichtigt worden, sagt van Schewick.
Da Rentner keine Kirchensteuern entrichten müssten, werde die demografische Entwicklung dazu führen, dass immer weniger diese Abgabe zahlen würden. Es seien eben viele alte Menschen in der Kirche. Hinzu kämen die Kirchenaustritte und die Veränderungen bei der Steuergesetzgebung.
Auch die Abführung der Steuereinnahmen von Katholiken, die zwar in der Hauptstadt arbeiten, aber in anderen Bundesländern wohnen, schlage negativ zu Buche. Wir müssen endlich aufhören, immer nur auf das Geld zu starren, sagt van Schewick, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Nur durch eine konsequente pastorale Arbeit sei es möglich, den Konkurs abzuwenden und jüngere Menschen zu erreichen. Gefragt sei jetzt die Einbindung in die pastoralen Aufgaben durch Laienkatholiken. Wir haben die fünf härtesten Jahre erst noch vor uns, um die Katastrophe bewältigen zu können, prophezeit der oberste Kirchenlaie von Berlin.
ots-Originaltext: Berliner Morgenpost
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