"Berliner Morgenpost": Geldmacher in Weiß entlarven - Kommentar von Kai Wiedermann über Selbstzahlerleistungen bei Ärzten
Berlin (ots)
Selbstzahlerleistungen bei Arzt oder Ärztin "sind privat abzurechnen und können sich daher positiv auf die Profitabilität Ihrer Praxis auswirken". Oder: "Beteiligen Sie Arzthelfer oder -helferinnen bei Selbstzahlerleistungen direkt am Umsatz. Hier sind die Mitarbeiter dann in der Lage, Patienten für diese Leistungen zu gewinnen und die Einnahmen zu steigern."Diese Tipps finden Ärztinnen und Ärzte im Netz. Sie stammen nicht nur von Beraterfirmen, sondern auch von ihren Berufsverbänden. In Kombination mit der Auffassung vieler Experten, dass der Sinn einer ganzen Reihe medizinischer Untersuchungen, die Patienten aus eigener Tasche zahlen müssen, mindestens fragwürdig ist, kann sich das Bild einer gierigen Zunft ergeben. Da mag es nahe liegen, ein Verbot zu fordern. Das Problem dabei: Die Umsetzung folgt der Devise "Karo einfach", ist aber unrealistisch. Denn wie soll hier unterschieden werden?
Eine vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen als tendenziell negativ beurteilte Untersuchung ist nicht in allen Fällen Geldmacherei. Und für manche Selbstzahlerleistungen gibt es einfach zu wenige wissenschaftliche Studien, um deren Wert abschließend zu bemessen. Sollen Patienten auch diese nicht mehr in Anspruch nehmen dürfen? Die Regeln für den Verkauf von Selbstzahler-Medizin sind eindeutig. Sie setzen auf den mündigen Patienten, der Vor- und Nachteile kennt und sich zutraut, eine Entscheidung zu treffen. Dass einer repräsentativen Umfrage zufolge aber nur 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung wissen, dass es diese Regeln gibt, ist das wahre Problem. Hier sollte der Patientenbeauftragte ansetzen. Damit Patienten um Geldmacher in Weiß einen Bogen machen können.
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