Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Praxisgebühr verliert ihre Wirkung
Essen (ots)
Die Menschen an Rhein und Ruhr gehen wieder häufiger zum Arzt. Die 2004 eingeführte Praxisgebühr hat ihre abschreckende Wirkung zu großen Teilen eingebüßt, die Praxen sowohl der Haus- als auch der Fachärzte füllen sich wieder, berichtet die in Essen erscheinende Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). So meldeten die Hausärzte am Nordrhein im zweiten Quartal 2007 mit 5,64 Millionen Behandlungen wieder fast so viele wie im Vergleichsquartal vor Einführung der Praxisgebühr (5,67 Millionen). Als 2004 beim Arztbesuch zehn Euro pro Quartal fällig wurden, waren die Fallzahlen schlagartig um zehn Prozent gesunken, wie aus Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein hervorgeht. "Es gleicht sich wieder an", so eine Sprecherin. Auch die Fachärzte behandelten mit 7,61 Millionen Patienten wieder fast so viele wie im zweiten Quartal 2003 (7,88 Millionen). Die Absicht von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die Hausärzte könnten viele einfache Behandlungen den Fachärzten abnehmen, hat sich damit auf Dauer nicht erfüllt. Statt dessen lassen sich die Patienten massenhaft Überweisungen schreiben, um beim Facharzt die Praxisgebühr zu sparen. "Manche gehen zum Quartalsbeginn zu ihrem Hausarzt und lassen sich gleich eine ganze Latte an Überweisungen schreiben, von denen viele ungenutzt bleiben", heißt es bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. In Westfalen-Lippe wurden 2006 viermal so viele Überweisungen an Fachärzte ausgestellt wie vor 2004. Eine Lenkungswirkung der Reform von 2004 ist aber wie gewünscht eingetreten: Weil auch im Notdienst die Praxisgebühr anfällt, sind die Besuche in Notfallpraxen deutlich weniger geworden: In Westfalen-Lippe sank die Notfallzahl um fast ein Sechstel.
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