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WAZ: Verdienen Manager zu viel? Wer beliebt ist, dem verzeiht man - Leitartikel von Georg Howahl

Essen (ots)

Was regt sich bei Ihnen, wenn Sie diese Namen lesen:
Robbie Williams, Madonna, Bon Jovi, Ronaldinho, David Beckham, 
Michael Ballack? Sie müssten schon aus hartem Holz geschnitzt sein, 
wenn Sie nicht zumindest einem von ihnen Sympathie oder Respekt 
entgegenbrächten. Und was passiert bei folgenden Herren: Jürgen 
Schrempp, Josef Ackermann, Klaus Esser, Klaus Zumwinkel, Harry Roels,
Dieter Zetsche? Hier dürfte die Popularitätskurve deutlich flacher 
ausfallen.
Alle sind Topverdiener, doch sind die einen Stars, die anderen 
nur Manager. Woran mag es liegen, dass man es den Wirtschaftslenkern 
krumm nimmt, wenn sie die Millionen auf dem Konto häufen? Haben sie 
ein Imageproblem? Im direkten Vergleich: ja.
Wenn 100 000 Fans einem singenden Sexsymbol wie Robbie Williams 
zujubeln, dürfte der Mann zumindest eine gewisse Grundsympathie in 
der Bevölkerung genießen. Wenn Dieter Zetsche zehntausende 
Daimler-Mitarbeiter an die Luft setzt, kassiert er allenfalls den 
Beifall der Aktionäre. Dabei machen beide ihren Job, Williams singt, 
Zetsche saniert. Aber: Der eine tut Populäres, der andere 
Unpopuläres. Und wer anderen weh tut, dem verzeiht man nicht, wenn er
sich daran selbst bereichert.
Im Fußball ist die Leistung der Maßstab: Sie wird in Toren 
gemessen, in Ballkontakten, nach jedem Kick wird die Bilanz gezogen. 
Man fragt sich, ob ein Ronaldinho 23 Millionen Euro pro Jahr auch 
verdient - aber mal ehrlich: Man fragt das nur, wenn er gerade kein 
Tor schießt. Leistung muss also sichtbar sein, und kommunizierbar. 
Josef Ackermann hingegen führt die Deutsche Bank zwar zu 
Rekordgewinnen, erkauft sie aber mit massiven Stellenstreichungen.
Es klingt nach einer Einführung in die Wirtschaftswissenschaften 
und ist doch wahr: Alles hängt von Angebot und Nachfrage ab. Bei 
Popstars entscheidet der Konsument, ob er die 150 Euro für ein 
Rolling-Stones-Ticket zahlt. Aber niemand käme auf die Idee zu sagen,
dass Mick Jagger nicht noch mehr verdienen darf. Und auch im Fußball 
entscheidet der Fan.
Bei den Managergehältern fallen die Entscheidungen hingegen in 
den Chefetagen: Dort sind die Sanierer gefragt, sie verhandeln ihr 
Salär - und wären sie schlecht im Verhandeln, wären sie ihr Geld 
nicht wert. Aber: Sie orientieren sich an den Bedürfnissen des 
Unternehmens, nicht an der Bevölkerung. Solange das so ist, müssen 
sie damit leben, unpopulär zu bleiben - und sich vorhalten lassen, zu
viel zu verdienen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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