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WAZ: Was bringt Bali? Die Kunst des Feuermachens - Leitartikel von Jürgen Polzin
Essen (ots)
Ohne die Kunst des Feuermachens wäre der Mensch nicht das, was er ist. Was den Steinzeitmenschen damals Wärme gab, ist heute das Grundbedürfnis der Industriegesellschaft. Energie war zivilisatorischer Fortschritt. Bis das Klimaproblem kam.
Was sagen uns die Ergebnisse des Weltklimagipfels auf Bali? Wie wird das neue internationale Klimaschutzabkommen, das frühestens 2013 in Kraft treten würde, unser Leben verändern? Oder vielleicht müsste man die Frage anders stellen: Was eigentlich wäre, wenn wir so weiter machten? Auf Bali hat die Staatengemeinschaft den Rat der Wissenschaft angenommen. Im Bericht des Weltklimarats IPCC steht, dass es seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts auf der Erde um 0,7 Grad wärmer geworden ist und dass dieser Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden müsse, damit die Folgen der Klimaveränderungen noch beherrschbar bleiben. Dazu muss der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen stabilisiert und bis 2050 halbiert werden. Für die Industrieländer bedeutet das, die Emissionen um 60 bis 80 Prozent zu senken.
Was heißt das? Die Kunst des Feuermachens wird neu erfunden werden müssen. Das ist die Botschaft, die von Bali ausgeht. Man mag es eine dritte Revolution nennen. Oder große Transformation. Doch welchen Namen dieser Weg auch immer trägt: An seinem Ende steht eine kohlenstoffärmere Welt. Eine Welt, in der die Benutzung der Atmosphäre nicht mehr kostenlos ist. Wir erleben in diesen Tagen, wie ein Kohlenstoffmarkt entsteht. Ein Transfer von Umwelttechnologie in Schwellenländer beginnt. China ist ein Milliardenmarkt. Statistisch geht dort alle 5,2 Tage ein Steinkohlekraftwerk ans Netz. Bis 2030 wird die chinesische Fahrzeugflotte auf das Siebenfache von heute angewachsen sein. Fast 270 Millionen Autos werden auf den Straßen sein. Die Frage ist nicht, wie schnell China und Indien wachsen. Die Frage ist, wie umweltverträglich dieser Aufstieg sein wird.
Wie wird Bali unser Leben verändern? Diese Generation wird erleben, dass Autos mit Elektromotoren fahren. Wir werden Häuser dämmen, anders heizen und kühlen. Wir werden lernen, mit Energie effektiver umzugehen. Ein Tintenstrahldrucker, der billiger ist als ein Satz neuer Patronen, wird als unschick gelten. Es wird eine Kohlenstoff-Gerechtigkeit geben. Es gibt bereits einen Fonds, der armen Ländern helfen soll, sich an die Klimafolgen anzupassen. 67 Millionen Dollar wurden bislang eingezahlt - weniger als das, was die US-Bevölkerung im Jahr für Sonnencreme ausgibt.
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