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WAZ: Aus Frust nachgetreten - Kommentar von Wolfgang Mulke
Essen (ots)
Der Tarifvertrag mit den Lokführern ist noch nicht unterschrieben, da tritt Bahnchef Hartmut Mehdorn nach und droht mit Entlassungen und höheren Preisen. Frust spielt da mit. Verärgert musste der Vorstand feststellen, dass er zwischen den Gewerkschaftslagern aufgerieben und zu teuren Zugeständnissen gezwungen wurde. Mehdorns Unmut sitzt tief, weil er die Zersplitterung der Tariflandschaft unbedingt vermeiden wollte. Nun soll das Arsenal der Waffenkammer vorgezeigt werden. Rationalisierungen, Betriebsverlagerung und Entlassungen drohen als Strafe für den durchgesetzten Wunsch nach höheren Löhnen. Der gerade erst beigelegte Konflikt entbrennt so neu. Zielführend erscheint diese Strategie nicht, eher als Ablenkungsmanöver. Wer nach zehnmonatigen Verhandlungen ein anscheinend substanziell gefährliches Ergebnis nach Hause bringt, muss sich an die eigene Nase fassen. Immerhin ist Mehdorn offen. Andere Branchen haben in der Vergangenheit zu hohe Lohnkosten geschluckt und danach still Tausende Jobs verlagert.
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