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WAZ: Kampfeinsatz in Afghanistan: Es mangelt an Ehrlichkeit - Leitartikel von Angela Gareis

Essen (ots)

Für die Soldaten, die in Afghanistan die
Eingreiftruppe der Norweger ablösen, wird der Einsatz gefährlich. Sie
sollen den Wiederaufbau unter deutschem Kommando im Norden sichern, 
also notfalls auch ihren Landsleuten mit Waffen zu Hilfe kommen. Denn
deren Einsatz ist bereits gefährlich.
Über Ängste der Soldaten erfährt man wenig, umso mehr über die 
Ängste der Bundesregierung, die Öffentlichkeit über diese Mission 
ehrlich aufzuklären. Weil sie die pazifistische Stimmung im Lande 
kennt, scheut sie sich, ihre Verantwortung als vollwertiges Mitglied 
in der Nato offen zu benennen. Deshalb spricht man von der 
Anforderung der Nato, die geprüft werde, der man wohl entsprechen 
werde. In Wahrheit ist die Entscheidung gefallen, die Soldaten sind 
praktisch marschbereit. Das verzögernde Manöver sollte vielleicht 
verhindern, dass bei den Landtagswahlen noch mehr Menschen die 
Linkspartei wählen, weil die alles Militärische ablehnt.
Ganz sicher aber steht eine längerfristig angelegte Taktik 
dahinter: die des Einsickerns. So wie feindliche Truppen zugweise im 
Grenzgebiet vorrücken, so soll das Ausmaß des deutschen Engagements 
in den Gehirnen der Bürger vorrücken: Vom Brunnenbau über den 
Tornadoflug zum Kampfeinsatz. Man sollte aber Gehirne von Bürgern 
nicht unterschätzen. Ein Teil ihres Unbehagens kann in der mangelnden
Ehrlichkeit der Regierungsvertreter gründen. Menschen lesen durchaus 
mal eine Zeitung und wissen, dass Straßenbau in Afghanistan zwar eine
gute Sache ist, aber auch eine lebensbedrohliche - ein Kampfeinsatz 
im Zweifel. Im Schattenreich eines Krieges gibt es keine Ruhezonen 
ohne Angriffe, Selbstmordattentate, Sprengfallen, nicht einmal im 
Norden. Und in der Nato gibt es keine Aufteilung: Die Deutschen 
leisten den Friedensdienst, die anderen den Militärdienst. Jedenfalls
gilt das nicht mehr lange, was die Verbündeten immer deutlicher 
formulieren.
Die Bundesregierung spricht jedoch nicht von "Kampfeinsatz", 
sondern von robustem Mandat. Erst in den vergangenen Wochen 
verwendeten Abgeordnete im Bundestag das feindliche Wort, was die 
Frage provoziert, ob Bürger jetzt mit der Taktik des Einsickerns auf 
die Verlegung von Soldaten in den umkämpften Süden vorbereitet werden
sollen. So schafft man kein Vertrauen in lebenswichtige 
Entscheidungen. Über Afghanistan muss öffentlich debattiert werden, 
mit den schwierigen Argumenten für den Einsatz und den einfachen 
Argumenten dagegen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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