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WAZ: Zollitsch löst Lehmann ab - Eine gute Wahl für die deutschen Katholiken - Leitartikel von Angelika Wölk
Essen (ots)
Es war die spannendste Wahl seit fast 21 Jahren: Die katholischen Bischöfe haben einen neuen Vorsitzenden für die Deutsche Bischofskonferenz bestimmt. Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg, soll dem zurückgetretenen Karl Kardinal Lehmann in diesem Amt folgen. Es war eine Wahl mit Signalwirkung.
Es stimmt, die Bischöfe wollten keinen Aufbruch, sie haben keinen Generationenwechsel vollzogen. Der neue Mann ist immerhin 69 Jahre alt. Er ist, vom Alter her betrachtet, ein Mann des Übergangs. Denn zum Ende seiner Amtszeit in sechs Jahren wird er dem Papst seinen Rücktritt als Bischof anbieten müssen und auch den Vorsitz abgeben. Doch Mann des Übergangs heißt nicht: Die Bischöfe haben sich nicht entscheiden können. Im Gegenteil, sie haben bewusst entschieden: Es soll in genau die Richtung weitergehen, die Lehmann eingeschlagen hat. Die große Mehrheit der Bischöfe hat sich damit eindeutig liberal positioniert.
Auffallend ist, dass der neue Erzbischof von München, Reinhard Marx, der im Vorfeld als großer Favorit gehandelt wurde, auch nicht zum Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt wurde. Dort hätte er sich "warmlaufen" und für einen künftigen Vorsitz Erfahrungen sammeln können. Nein, der sehr Rom-treue Marx hatte keine Chance. Stellvertreter bleibt Heinrich Mussinghoff aus Aachen - ein klares Bekenntnis zum Lehmann-Kurs.
Etliche haben in der Vergangenheit diesen Kurs als "Lehmann-Kirche" bezeichnet, und sie haben das selten als Kompliment verstanden. Gemeint haben sie, dass Lehmann zu oft den Ausgleich gesucht, dass er eine allzu große Vielfalt innerhalb der Kirche zugelassen habe. Doch der Kirche hat er damit einen kaum zu überschätzenden Dienst erwiesen. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass sie trotz aller gesellschaftlichen Veränderungen ein verlässlicher Partner für Parteien und Staat geblieben ist und dass sie in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen besitzt.
Karl Kardinal Lehmann selbst hat zwar immer betont, dass das Amt des Vorsitzenden überschätzt werde. Doch das gilt wohl mehr nach innen. Für die Öffentlichkeit jedenfalls ist er die Stimme, das Gesicht der Kirche hier. Und deshalb ist es auch für sie so überaus wichtig, wem diese Stimme gehört. Mit Robert Zollitsch hat die Kirche eine Stimme bekommen, die für Klarheit in Glaubensfragen, für neue Ideen in der Kirche und für Aufgeschlossenheit in der Gesellschaft steht. Er ist in jeder Hinsicht eine gute Wahl.
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