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WAZ: Moralischer Sündenfall Zumwinkel - Wir brauchen Kultur der Aufrechten - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Jürgen R. Thumann hat die Faxen dicke. Der Präsident
des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) fordert die 
Ausgrenzung krimineller Manager: "Wir werden uns nur vor diejenigen 
stellen, die nach Recht und Gesetz, Ehre und Gewissen arbeiten. Wer 
das nicht akzeptiert, gehört nicht mehr dazu."
Wie weit will Thumann mit dieser guten Forderung gehen? Die 
Spitzen unserer Wirtschaft pflegen den Kontakt in feinmaschigen 
Netzwerken. Man kennt sich, man hilft sich und man tauscht sich aus. 
Und mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass beim Golfen auch 
schon mal von der einen oder anderen Ausgebufftheit, seine Millionen 
verschlagen an der Steuer vorbei zu managen, die Rede ist. Was tun 
dann die integeren Manager? Weghören? Das ist zu wenig. Wir brauchen 
in der Wirtschaft eine Kultur der Aufrechten. Diese sollten, wann 
immer ihnen eine finanzielle Schweinerei zu Ohren kommt, dem massiv 
entgegentreten. Die Raffkes gehören durch andere Manager unter Druck 
gesetzt. In den eigenen Reihen unserer Wirtschaftslenker dürfen die 
schwarzen Schafe keine Ruhe mehr haben. Edelmänner sind nicht die 
gewieften Abzocker, sondern allein die ehrenwerten Manager, deren 
Handeln sich auch am Allgemeinwohl orientiert.
Der unbekannte Informant, der Zumwinkel und Co. ans Messer 
geliefert hat, gehört nicht zu den Edelmännern. Denn die Triebfeder 
für seine Indiskretion ist die gleiche wie bei den Opfern seines 
Verrats: blanke Geldgier. Fünf Millionen Euro sind an den Informanten
geflossen. Diese Investition ist für die Behörden ihr Geld wert. Aber
es zeigt auch, dass der Rechtsstaat sich offensichtlich in der 
Grauzone zur Kriminalität bewegen muss, windigen Personen Geld in den
Rachen wirft, um die perfiden Machenschaften der Steuerhinterzieher 
und der Banken zerschlagen zu können.
Machen wir uns allerdings über die allgemeine Verfasstheit 
unseres Gemeinwesens nichts vor. Was Zumwinkel im Großen gemacht hat,
machen viele Bürger im Kleinen. Bei den Steuererklärungen wird 
getrickst und Schwarzarbeit ist auch nichts anderes als 
Steuerhinterziehung.
Klaus Zumwinkel könnte im Übrigen durch eigenes Zutun vom 
Steuerschuft zum reuigen Edelmann werden. Er könnte seine monatlichen
Altersbezüge in Höhe von rund 90 000 Euro bis auf - sagen wir mal 10 
000 Euro (davon lässt sich auch sehr gut leben) - spenden und dafür 
meinetwegen die Stiftung "Ehre und Moral in der Wirtschaft" gründen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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