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WAZ: Vorwahlen bei US-Demokraten - Obama hat es (fast) geschafft - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Lange haben Amerikas Demokraten geflirtet, mit
Barack Obama und mit Hillary Clinton. Jetzt geht die Zeit des 
Flirtens zu Ende. Amerikas Demokraten haben sich entschieden und 
wollen ihr Glück mit Barack Obama wagen.
Dagegen lässt sich zwar einwenden, dass der Zweikampf auch nach 
den jüngsten Vorwahlen in Indiana und North-Carolina noch nicht klar 
entschieden ist. Das stimmt. Aber es stimmt auch wieder nicht. Denn 
ganz gleich, wie man den Vorsprung bemisst - politisch, 
psychologisch, mathematisch - Barack Obama liegt letztlich doch 
uneinholbar vorn.
Hillary Clinton hat eine der letzten, wahrscheinlich die letzte 
große Chance vergeben, Obama zu stoppen. Nur ein überragender Sieg in
Indiana und ein Überraschungserfolg in North-Carolina hätten ihr den 
Rückenwind geben können, den sie dringend braucht. Sie kann auch so 
ihren Wahlkampf fortsetzen; aber gewinnen kann sie praktisch nicht 
mehr.
Das zeichnet sich deshalb so deutlich ab, weil Obama jetzt nicht 
nur mehr Stimmen, mehr Staaten und mehr Delegierte gewonnen hat als 
die frühere First Lady. Er hat jetzt auch die Mehrheit im 
Establishment der Partei de facto hinter sich gebracht. Die 
Funktionäre, so war zuletzt Hillary Clintons Kalkül, könnten Obama 
noch stoppen, wenn sie zu dem Ergebnis kämen, dass die Partei mit ihr
bessere Chancen hätte.
Und genau diese Debatte hat in den letzten zwei Wochen 
stattgefunden: Setzen die Demokraten mit Obama womöglich auf den 
falschen Kandidaten? Warum kommt er bei Arbeitern und Gewerkschaftern
so schlecht an? Wie sehr werden ihm die Hasstiraden seines früheren 
Pastors bei der Wahl im November schaden?
Doch bei allen Zweifeln, die es geben mag und die zuletzt sicher 
gewachsen sind, hat sich bei Wählern und Parteifunktionären doch das 
Gefühl durchgesetzt, dass Obama der richtige Kandidat ist, dass 
Hillary Clinton mindestens genauso viel Angriffsfläche bietet wie er,
und dass es auch ganz einfach zu spät ist, um sich jetzt noch einmal 
alles anders zu überlegen. Sofern nicht etwas völlig Unerwartetes 
dazwischenkommt - eine Enthüllung, ein Skandal, ein kapitaler Fehler 
-, wird Barack Obama im Sommer zum ersten schwarzen 
Präsidentschaftskandidaten in der amerikanischen Geschichte nominiert
werden.

Pressekontakt:

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Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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