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WAZ: Türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates warnt vor Viel-Ehe und Zwangsheirat bei Hochzeit ohne Standesamt
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz kündigt Korrekturen des Gesetzes an

Essen (ots)

Die "Hochzeit ohne Standesamt" weckt große
Befürchtungen. "In Deutschland werden der muslimischen Viel-Ehe und 
der Zwangsheirat Tür und Tor geöffnet", sagte die türkische 
Frauenrechtlerin Seyran Ates der in Essen erscheinenden Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung (WAZ, Samstagausgabe). Die Rechtsanwältin 
bestätigte, dass mit der Reform des Personenstandsrechts, die ab 
Januar 2009 kirchliche und staatliche Eheschließung rechtlich 
nebeneinander stellt, die sogenannte Imam-Ehe in Deutschland 
legalisiert wird. "Hier kann künftig legal praktiziert werden, was in
der Türkei verboten ist."
 Bei der Reform des Personenstandsrechts waren 2007 weithin unbemerkt
zwei Paragrafen gestrichen worden, nach denen vor kirchlichen 
Trauungen und "religiösen Feierlichkeiten einer Eheschließung" eine 
standesamtliche Ehe geschlossen werden musste. Ab 2009 gilt das für 
alle Religionen nicht mehr, wie das bei der Reform federführende 
Innenministerium von Wolfgang Schäuble (CDU) auf Anfrage bestätigte.
 "Für diese Reform fehlt mir jedes Verständnis", sagte Ates. Sie 
berge ausschließlich Nachteile für Frauen und Kinder, die in rein 
religiös geschlossenen Ehen meist weitaus weniger rechtliche 
Absicherung hätten als in staatlichen Ehen. "Das ist ein 
schrecklicher Rückschritt in einem Land, das gerade 50 Jahre 
Gleichberechtigung feiert", sagte Ates. Der muslimische Glaube 
erlaube einem Mann vier Ehen, und Zwangsheiraten würden beim Wegfall 
der standesamtlichen Meldepflicht in jedem Fall erleichtert.
 Bei SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz gingen "die Warnlampen an". 
Zwar wurden Verstöße gegen die Regelung "Standesamt vor Kirche" seit 
vielen Jahren rechtlich nur als Ordnungswidrigkeit begriffen. "Aber 
es war vollkommen selbstverständlich geworden, zuerst die 
standesamtliche Trauung zu vollziehen", sagte Wiefelspütz der WAZ. Er
kann sich den Wegfall der Paragrafen nur als Versehen erklären. "Da 
ist uns etwas durchgegangen."
 Wiefelspütz befürchtet neben der Problematik von Mehr-Ehen und 
arrangierten Ehen auch mit dem Blick auf Sekten ernsthafte 
Schwierigkeiten für Frauen und Kinder. "Wenn ein Bruchteil der 
Befürchtungen, die man haben kann, Wirklichkeit wird, dann erleben 
wir einen massiven Rückfall in Zeiten, die wir lange hinter uns 
haben." Nach der Sommerpause werde sehr ernsthaft über eine Korrektur
der Reform noch in diesem Jahr zu reden sein. "Der Gesetzgeber kann 
schnell sein, wenn er will."

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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