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WAZ: SPD düpiert ihren OB Langemeyer - Der Putsch zu Dortmund - Leitartikel von Rolf Potthoff

Essen (ots)

Das ist ein einzigartiger Vorgang in der Geschichte
der einst strahlenden Riege der SPD-Oberbürgermeister des 
Ruhrgebiets. Und er spielt sich nicht irgendwo "jottwedeh" ab, 
sondern in Dortmund, der Stadt, in der sich die SPD als "Herzkammer 
der Sozialdemokratie" rühmt. Die SPD-Spitze putscht gegen ihren 
Oberbürgermeister. Ob er seinem Gegenkandidaten beim 
November-Parteitag noch trotzig die Stirn bietet oder nicht - was 
spielt das noch für eine Rolle? Langemeyer muss sich seit gestern als
OB auf Abruf betrachten.
Der geplante Sturz ist ein lokales Ereignis, doch auch beredter 
Ausdruck dafür, wie sehr die Zerrüttung der Sozialdemokraten bis auf 
untere Ebenen ausstrahlt. Bei der Kommunalwahl 1999 fielen die zuvor 
jahrzehntelang "roten Rathäuser" in Serie an die Union. Nicht zuletzt
deshalb, weil mit sich selbst beschäftigte Parteizirkel und 
Funktionäre die Bodenhaftung verloren zu haben schienen. Bei der 
Kommunalwahl 2009 kann sich die Ruhrgebiet-SPD keine Kandidaten 
erlauben, die nach Überzeugung der Basis (und was diese an Stimmung 
im Volke zu spüren vermutet) die Nähe und Sympathie der Bürger 
eingebüßt haben.
Eben das schien auf Langemeyer zuzutreffen. Zwar hat die Stadt 
Dortmund einen erheblichen Anteil ihres Aufschwungs und gestiegenen 
Ansehens ihm zu verdanken. Etwa die Ansiedlung innovativer 
Unternehmen um die Universität. Auch das visionäre 
Wohnerlebnisprojekt "Phoenix-See" kam in seiner Ägide voran. Doch der
einst so geschickte Taktierer brachte mit Eigenmächtigkeiten große 
Teile der Partei bis hin zu den Jungsozialisten und auch der 
Stadtverwaltung gegen sich auf. Wenn tausende Beschäftigte vor dem 
Rathaus gegen "Willkür-Kündigungen" protestieren, bleibt die Wirkung 
bei Wählern nicht aus. Er gab sich zu sehr seiner Selbstherrlichkeit 
hin, wie nicht wenige Parteimitglieder meinen. Als "unkalkuliertes 
Risiko" für SPD und Wahlerfolg galt Langemeyer mittlerweile. Dieses 
Risiko erschien der SPD-Spitze jetzt zu groß.
Allerdings ist sein Herausforderer nicht gerade ein "geborener" 
Gegenkandidat, der mit Lust der CDU den Kampf ansagt und lange seine 
Chance herbeigesehnt hätte. Er wirkt wie eingesetzt vom SPD-Chef 
Drabig, der einst selbst das OB-Amt in Griffweite hatte. Das riecht 
nach Kalkül und eigenem Machtanspruch. Das aber wäre ein 
verlässliches Rezept, Bürger von Politik zu vergraulen: Wenn sich der
Eindruck verfestigt, Politiker denken zuerst an eigene Interessen und
erst danach an das Wohl der Allgemeinheit - in dem Fall der Stadt -, 
wird das Wahlrisiko unkalkulierbar bleiben.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
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