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WAZ: Rettungsaktion - Hoffen auf den Fallschirm - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Ganz gewiss wäre einer, der im Juli 2008 eine
weltweite Welle von Verstaatlichungen großer Bankhäuser vorhergesagt 
hätte, zumindest eines schweren Hitzschlags bezichtigt worden. Heute,
in der Woche drei der eskalierenden Finanzkrise, hängen Regierungen 
Schilder ans Schaufenster, auf denen steht: "Wir kaufen alles."
Das Versprechen, keine wichtige Bank pleitegehen zu lassen, ist 
so dramatisch wie es klingt. Die internationale Gemeinschaft zeigt 
sich wild entschlossen, die Pandemie in der Finanzbranche gemeinsam 
zu bekämpfen. Das ist gut so und ein wesentlicher Unterschied zur 
Bankenkrise 1931: Staaten und Notenbanken stehen Seit' an Seit', 
wollen alles tun, um den Geldstrom nicht versiegen zu lassen.
Das war höchste Zeit. Europa und die USA haben sich in ihrem 
Krisenmanagement nicht mit Ruhm bekleckert. Mal wurde die Hypo Real 
Estate abgewickelt, dann fortgeführt; mal kritisiert die 
Bundeskanzlerin Alleingänge von Staaten in Sachen Einlagensicherung, 
um dann das größte aller Sicherheitsversprechen zu geben; mal fordert
Paris unabgestimmt ein europäisches Rettungspaket, was Berlin 
zurückweist. Tohuwabohu vor einstürzenden Bankbauten. Da blieb keine 
größere Kanone als die mögliche Verstaatlichung, um den Schrecken zu 
vertreiben. Es bleibt zu hoffen, dass die gemeinsame Aktion den 
Ausverkauf an den Börsen stoppt, die Banken sich und der Wirtschaft 
wieder Kredit geben.
Und dann ist über die Folgen zu reden, die es hat, wenn 
Apologeten des freien Marktes wie Deutsche-Bank-Chef Ackermann nach 
dem Staat rufen. Peinlich ist das, und sicher darf man von 
Bank-Managern mehr erwarten als das gemeinsam praktizierte Abtauchen.
Es ist viel aufzuarbeiten nach diesem Marktversagen, getrieben 
durch Gier, fehlende Haftung und die Ansicht, man könne aus nichts 
Gold machen. Klammheimliche Freude oder gar der Versuch, aus dem 
vermeintlichen Scheitern einer neoliberalen Idee politische Süppchen 
zu brauen, scheitern aber an der Geschichte. Es waren die Ordo-(oder 
Neo-)Liberalen der Freiburger Schule, die mit dem "liberalen 
Interventionismus" einen dritten Weg aufzeigten zwischen laissez 
faire und Staatswirtschaft. Sie hatten (auch wegen der 
Bankenkrise'31) Marktversagen immer im Blick. Der Markt braucht den 
Staat, mal mehr, mal weniger. Wer dauerhaft mehr will, muss auch die 
Frage beantworten, warum gerade der Staat, der als Banker bei 
IKB/KfW/Landesbanken versagt hat, es jetzt richten soll.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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