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WAZ: Ganztagsschulen - Familien warten schon lange genug - Leitartikel von Peter Szymaniak

Essen (ots)

Bei allen Parteien ist heute unbestritten, dass wir
deutlich mehr Ganztags-Bildungseinrichtungen benötigen. Deutschland 
hinkt international hinterher: Mehr berufstätige Eltern, die bessere 
Vereinbarkeit von Kindern und Beruf, aber auch die zunehmend 
desaströse soziale Lage bildungsferner Familien machen in allen 
Industrieländern mehr Ganztags-Kindergärten und Ganztagsschulen 
erforderlich. Die frühere rot-grüne Landesregierung hat diese 
Entwicklung trotz aller rhethorischen Modernitäts-Versprechen 
verschlafen: Nur zögerlich packten sie die Ausstattung der 
Grundschulen mit Ganztagsbetreuung an, vor dem geplanten allmählichen
Ganztagsausbau der Gymnasien, Real- und Hauptschulen kam 2005 der 
Machtwechsel.
Trotz der engagierten und teuren Bildungspolitik der neuen 
Regierung verlor NRW aber schon wieder Zeit: Denn CDU und FDP 
glaubten zunächst, sich beim Ganztag nur auf die Hauptschulen mit 
ihren vielen sozial schwachen Kindern konzentrieren zu können - zur 
Rettung einer Schulform, die von immer weniger Eltern freiwillig 
gewählt wird. So hat NRW heute nur 27 Gymnasien und 22 Realschulen im
Ganztagsbetrieb. Erst durch die heftigen Proteste der 
Gymnasial-Eltern, geschockt von der Mega-Belastung ihrer Kinder durch
die Abitur-Schulzeitverkürzung ohne Chance auf ein ordentliches 
Mittagessen, kam die Kehrtwende: Im Frühjahr stampfte 
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ein 
180-Millionen-Euro-Investitionsprogramm für Ganztagsunterricht an 
Realschulen und Gymnasien aus dem Boden.
Das wären gerade mal zwei Gymnasien und zwei Realschulen pro 
Kreis, die mit der fünften Klasse ganztags starten. Das ist viel zu 
wenig, immerhin aber ein Anfang.
Nun hakt jedoch auch dieses Programm. Da wehren sich Rektoren 
gegen den Ganztagsbetrieb, weil nicht alle Eltern ihrer Schule ihre 
Kinder so lange abgeben wollen; da zeigen sich Städte nicht Willens, 
mehr Geld für Bildung auszugeben; da geben andere Kommunen an, so arm
zu sein, dass sie ihren Eigenanteil nicht aufbringen können und 
dürfen. Somit würde der Ganztag gerade dort vorbeigehen, wo meist 
besonders belastete Familien leben.
Doch gegenseitige Schuldzuweisungen nützen jetzt niemanden: Eine 
klare Analyse muss her, die Schwächen des Programms müssen so schnell
wie möglich behoben werden. Notfalls muss das Land seine Gelder trotz
Finanzmisere doch noch einmal aufstocken. Gewartet haben Familien in 
NRW schon lange genug.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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