Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Antisemitismus von Muslimen Alte Vorurteile - neue Konflikte - Leitartikel von Rolf Potthoff

Essen (ots)

Möglicherweise waren wir zu sehr mit unserem eigenen
Problem beschäftigt: Mit der Frage, warum trotz NS-Pogromen und 
Auschwitz der Antisemitismus auf deutschem Boden noch existent ist, 
gar in gebildeten Kreisen. Möglicherweise wirken auf uns die 
Konflikte und Kriege, die noch immer zwischen den islamischen Staaten
und Israel toben, zu weit entfernt und sind daher ohne Bedeutung für 
unser alltägliches Leben. Vielleicht wurde deshalb bisher kaum Notiz 
genommen von dem Phänomen, mit dem sich nun eine Studie des Zentrums 
für Demokratische Kultur auseinandersetzt: dem Antisemitismus in 
Teilen der islamischen Bevölkerung.
Spätestens seit den außer Kontrolle geratenen Ausschreitungen 
islamischer Demonstranten bei den Duisburger Protesten gegen Israels 
Vorgehen in der Gazaregion jedoch müsste klar sein, wie sehr die 
Pro-blematik nach Europa, nach Deutschland hinüberreicht. Doch das 
hätte man schon wissen können, seit Moscheen und muslimische 
Gemeinschaften in vielen Städten entstehen und auch wieder Synagogen,
weil auch die jüdische Gemeinschaft wächst. Das Konfliktpotenzial lag
auf der Hand.
Besonders arabische, kurdische und türkische Jugendliche sind der
Studie zufolge für antisemitische Denkweisen anfällig. Vor allem 
diejenigen, die sich als diskriminierte Minderheit fühlen und von der
Gesellschaft als hier nicht gewollt ausgegrenzt. Da werden uralte 
rassistisch oder religiös begründete Vorurteile wieder lebendig oder 
von judenfeindlichen Provokateuren wiederbelebt. Das ähnelt im 
Übrigen dem Muster, das man auch im deutschen Antisemitismus und in 
neonazistischen (Jugend-) Gruppen vorfinden kann. Doch die aktuelle 
Nahost-Konfrontation verschärft jetzt gerade bei ideologisch 
aufgeladenen jungen Muslimen die Problematik um einiges mehr.
Selbst wenn nur ein kleiner Teil der drei Millionen Menschen 
muslimischer Herkunft in Deutschland antisemitisch gesonnen sein 
sollte, können wir nicht tatenlos bleiben. Für die Jugend ist zwar 
die Schule der geeignete Ort, um antisemitischen Tendenzen 
entgegenzutreten. Wichtiger noch ist aber die Hilfe durch 
Migranten-Organisationen und muslimische Verbände - denn das Wort aus
dem eigenen ethnischen und religiösen Umfeld zählt mehr.
Muslimischer Antisemitismus muss aus ureigenem Interesse bekämpft
werden: Dieses Land braucht keinen Schulterschluss von 
neonazistischem und muslimischem Judenhass und will auch kein 
Stellvertreter-Kampfplatz für Nahost-Konflikte sein.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 23.02.2009 – 19:28

    WAZ: Manager als Lehrer - Das wahre Leben - Leitartikel von Christopher Onkelbach

    Essen (ots) - Wenn die Bildungsministerin Manager als Aushilfslehrer in die Schulen schicken will, kann man nur sagen: Schnapsidee. Den Lehrermangel darf man nicht mit Gelegenheits-Pädagogen ausgleichen wollen. Wenn bundesweit 20 000 Lehrkräfte fehlen, muss die Politik neue Stellen schaffen - für studierte Pädagogen. Umgekehrt verbietet es sich, Top-Kräfte ...

  • 23.02.2009 – 19:26

    WAZ: Das Europa der Einzelgänger - Kommentar von Stefan Schulte

    Essen (ots) - Unterkühlt bis tiefgefroren waren die Reaktionen seiner Nachbarn, als Nicolas Sarkozy im Angesicht der Krise eine europäische Wirtschaftsregierung forderte. Deutschland und Großbritannien ließen ihn abblitzen. Drei Monate später erregen sie sich über den nationalen Alleingang der Franzosen zum Schutz der Autoindustrie. Und sehen ihrerseits zu, wie sie ihre Industrie schützen können. In der ...

  • 23.02.2009 – 19:20

    WAZ: Moral ist ein Luxus - Kommentar von Frank Lamers

    Essen (ots) - Es ist nicht alles so einfach im spektakulärsten Verspätungsfall in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Zum Beispiel für Borussia Mönchengladbach. Der Klub hat Einspruch gegen die Wertung der Partie gegen 1899 Hoffenheim eingelegt und muss sich seitdem fühlen wie ein mieser Treter in einer Mannschaft von Heiligen. Diese Heiligen haben gerade ihrer Empörung darüber Ausdruck verliehen, ...