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WAZ: Konflikt um Ärzte-Honorare - Eine kranke Reform - Leitartikel von Petra Koruhn

Essen (ots)

Eigentlich hätte das der Durchbruch sein sollen:
Hurra, die Honorarreform! Endlich Schluss mit dem viel beschimpften 
Punktesystem, nach dem die niedergelassenen Ärzte noch bis Ende 2008 
abzurechnen hatten. Doch noch ist das erste Quartal nicht herum, 
schon haben unsere Doktoren die Diagnose ausgerufen: vom Regen in die
Traufe. Schlimmer noch: eine Art Todesurteil für viele 
Facharztpraxen. 40 Prozent Gehaltseinbußen - wenn das keine bittere 
Pille ist.
Ärzte, die sich über schlechte Bezahlung beschweren, das kommt 
nicht wirklich gut an. Und es stimmt auch: Da war lange Zeit viel 
Hypochondrie im Spiel, da wurde auf hohem Niveau gejammert. Doch klar
ist: Dass der Arzt 30 Euro erhält, um einen Patienten zu betreuen, 
ist aberwitzig. 30 Euro in drei Monaten - wer zum Frisör geht, lässt 
in einer Stunde mehr Geld.
Natürlich geht es ums Geld. Geld für die Gesundheit, von dem bei 
einer immer älter werdenden Gesellschaft immer mehr gebraucht wird. 
Doch, auch das sei erwähnt: Die gesetzlichen Krankenkassen haben 2008
Überschüsse in dreistelliger Millionenhöhe erzielt. Den Schulden in 
Höhe von 8,3 Milliarden Euro Ende 2003 stand Ende 2008 ein Vermögen 
von mehr als vier Milliarden Euro gegenüber. So gejubelt wurde 
zuletzt Anfang der 90er Jahre.
Drei Milliarden Euro mehr haben die Kassen an die Ärzteschaft 
ausgeschüttet. Ein dicker Batzen. Doch wo ist das Geld hin, fragen 
sich die Niedergelassenen. Ein großer Teil ist in die neuen Länder 
geflossen. Diese zu stützen, damit a) das Gehalt angeglichen wird, b)
damit dort nicht noch mehr Praxen schließen, war das erklärte Ziel. 
Doch dass ein Hautarzt in Mecklenburg-Vorpommern 23 Euro pro Kopf, 
sein Kollege in Witten aber 18,30 Euro erhält, daran haben die Ärzte 
zu schlucken.
Die Ärzte im Osten zeigen jedoch, dass es auch Gewinner der 
Reform gibt. Vordergründig gewinnen sogar die Patienten. Für 
spezielle Erkrankungen fließen zusätzliche Gelder in die Praxen 
(Chroniker-Programme). Doch Vorsicht: Ärzte werden dafür bezahlt, 
dass ihre Patienten krank bleiben. Wer heilt, bekommt das Geld 
gestrichen - wenn das nicht krank ist.
Das Schlimmste aber ist, dass der Patient zutiefst verunsichert 
wird. Ist das, was der Doktor mir rät, wirklich nötig (oder will er 
mir nur etwas aufschwatzen)? Ein Arzt, der zugleich Verkäufer ist, 
wird als Mediziner unglaubwürdig. Das kann nicht gewollt sein.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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