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WAZ: Welt-Finanzgipfel - Angelsachsen gegen das alte Europa. Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Es geht ein Riss durch die Weltwirtschaft. Auf der
einen Seite stehen Amerikaner und Briten, die ihr Modell des 
angelsächsischen Kapitalismus mit Geldkanonen retten wollen. Auf der 
anderen Seite steht das alte Europa, Deutschland und Frankreich, die 
in ihren angeleinten Wirtschaftssystemen den richtigen Weg sehen. 
Eine feine Ironie der Geschichte ist es, dass wir dem ehemaligen 
US-Verteidigungsminister Rumsfeld den Schmähbegriff des alten Europa 
zu verdanken haben. Damals freilich ging es um den Krieg gegen den 
Irak, heute geht es um die Schlacht gegen die Krise.
Amerikaner sind anders als Europäer. Amerikaner glauben immer an 
die Chance - selbst an die Möglichkeit, als Arbeitsloser reich zu 
werden, etwa, indem einem eine Bank Geld leiht für einen Hauskauf und
verspricht, noch mehr Geld zu geben, wenn erst der Wert des Hauses 
gestiegen ist. Mit der geplatzten Immobilienblase sollte sich auch 
der Tellerwäschertraum der Amerikaner verflüchtigt haben. Finden die 
Europäer. Deshalb wollen Deutschland und Frankreich strikte Regeln, 
einen gezähmten Finanzkapitalismus. Das wollen aber weder die Briten 
noch die Amerikaner. Aus Trägheit, Strukturkonservatismus und weil 
sie viel zu verlieren haben. Ihre Träume zum Beispiel. Die Briten 
haben ihre Industrie gegen eine Finanzwirtschaft der City of London 
getauscht. Die USA haben eine Wall Street, vor allem haben sie sich 
an das Leben auf Pump gewöhnt. Sie hoffen auf das Vorübergehen der 
Krise, und darauf, dass alles wird, wie es mal war.
Amerikaner und Briten wollen weitere Hunderte Milliarden in die 
Wirtschaft pumpen. US-Nobelpreisträger Krugman fordert in Anlehnung 
an den ersten Golf-Krieg eine Powell-Doktrin: Wenn schon Krieg, dann 
mit gewaltiger Übermacht. Die Amerikaner wollen ihr altes 
Konsumniveau zurück, selbst wenn das nur mit Schulden geht. Dumm nur,
dass diese Null-Zins-Politik exakt der entspricht, die die Krise 
ausgelöst hat. Ex-Notenbankchef Greenspan hat nach dem 11. September 
2001 mit supergünstigen Zinsen die Immobilienblase produziert.
Die Europäer haben gute Gründe, sich zu wehren. Ausgangspunkte 
der Krise waren London und Washington. In Deutschland ist die Furcht 
vor Geldentwertung nach der Erfahrung mit der Hyperinflation 1923 
das, was bei den Amerikanern das Trauma der großen Depression 1929/30
ist. Jeder sollte dem anderen seinen Weg lassen. Wichtig ist aber vor
allem eins: Der offene Welthandel darf darüber keinesfalls Schaden 
nehmen. Hinter Jägerzäunen von Zollschranken würde alles für alle 
sehr viel schlimmer.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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