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WAZ: Über Ideale und Doppelmoral. Kommentar von Reinhard Schüssler

Essen (ots)

Angesichts der aktuellen Vorgänge auf dem
Trainermarkt empörte sich der Geschäftsführer des 
Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser: "Das 
derzeitige Verhalten ist mit ethischen und moralischen Grundsätzen 
nicht mehr vereinbar."
Was will der gute Mann uns damit sagen? Anders gefragt: Sind 
Elefanten groß? Können Vögel fliegen? Sind die Bayern arrogant? 
Gehört Chaos zu Schalke? Schlägt Assauer Frauen?
Schlimm genug, dass Spieler und neuerdings auch Trainer gnadenlos
und unter Ausnutzung jeglichen Erpressungspotenzials ihren Vorteil 
suchen. Noch ärgerlicher allerdings ist in diesen von Profitsucht 
geprägten Zeiten die Heuchelei und Scheinheiligkeit. Das nächstbeste 
Angebot wahrzunehmen und auf Verträge wie öffentliche 
Treuebekenntnisse zu pfeifen, ist eine Sache. Uns mit Gesäusel zu 
nerven, im Herzen würden sie immer ein (hier ist jeder Vereinsname 
einsetzbar) bleiben, eine andere.
Die Klubs wiederum täten gut daran, nicht die beleidigte 
Leberwurst zu spielen, bloß weil die jahrelang von ihnen wie leicht 
verderbliche Ware behandelten Trainer plötzlich mit gleicher Münze 
zurückzahlen.
Wenn Wolfgang Holzhäuser, der vor einem Jahr Bruno Labbadia in 
Fürth aus einem laufenden Vertrag her-ausgeholt hat, nun die gleiche 
fragwürdige Vorgehensweise beim HSV anprangert, entbehrt dies nicht 
einer gewissen Komik. Ist aber ebenso peinlich wie die Moralpredigt 
von Jupp Heynckes, der bei seiner Vorstellung als Bayer-Trainer über 
seine vertragsbrüchigen Kollegen herzieht und nebenbei die 
Verpflichtung des noch in Nürnberg angestellten Peter Hermann als 
Co-Trainer bekanntgibt.
Hinweise auf solche Doppelmoral lösen reflexartig den Einwand 
aus, der Sport sei nun einmal ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aber 
damit macht man es sich zu einfach. Verdienten es die Ideale des 
Sports wie Fair Play und Teamgeist doch heute mehr denn je, Vorbild 
für andere Bereiche des Lebens zu sein. Werden sie so schmählich 
verraten wie derzeit vom Profifußball, zeigt dies auch Wirkung 
außerhalb des Sports. Und das kann niemandem gefallen.

Pressekontakt:

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Telefon: 0201 / 804-6528
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