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WAZ: Eisenbahn-Experte: Achsbrüche zum Teil vertuscht
Essen (ots)
Die Eisenbahn-Katastrophe von Viareggio, bei der 16 Menschen starben und die nach ersten Untersuchungen durch einen Achsbruch ausgelöst wurde, war möglicherweise vermeidbar. Der Gutachter der Staatsanwaltschaft im Prozess um das ICE-Unglück in Eschede im Jahr 1998, Prof. Vatroslav Grubicic, sagte in einem Gespräch mit der WAZ-Gruppe (Donnerstagausgabe): "Es hat in letzter Zeit mehrere Achsbrüche bei Güterwagen auch in Deutschland und Österreich gegeben. Sie häufen sich. Sie wurden auch zum Teil vertuscht". Grubisic fordert "neutrale Stellen", die die Güterwagen auf Sicherheit überprüfen sollen. Bisher dürfen das die Wageneigner selbst. Es müssten Experten sein, "die nicht von der Bahn oder von Firmen abhängig sind", sagte Grubisic. Volle Aufklärung über die Sicherheit im Güterwagenpark der Bahn AG hat der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag, Horst Becker, verlangt. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) fordert er die Bundesregierung auf, "massiv auf die Deutsche Bahn einzuwirken, damit umgehend alle Fakten auf den Tisch kommen". Die Sicherheits- und Gefahrenlage für die Menschen in der Nähe von Güterbahnstrecken müssten transparent gemacht werden. Hintergrund ist offenbar ein Mahnschreiben des Eisenbahnbundesamtes von Mai 2009, in dem die Aufsichtsbehörde die Eigner von Güterwagen kritisiert. Sie hätten eine Reihe von Festigkeitsprüfungen bei den Wagenachsen nicht erbracht. Nach Informationen der WAZ-Gruppe sind davon 600 000 Achsen europaweit betroffen, die jetzt erneut auf Bruch- oder Roststellen überprüft werden müssen. Es besteht die Möglichkeit, dass der in Viareggio entgleiste Wagen zu dieser als unsicher identifizierten Serie gehört.
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