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WAZ: Acht Jahre nach den Anschlägen - 11. September 2009 - Leitartikel von Lutz Heuken

Essen (ots)

Heute ist der 11. September. Es reicht, dieses Datum
zu nennen - und schon tauchen all die schrecklichen Bilder jenes 
Septembertages im Jahr 2001 wieder auf - jenes Tages, an dem 
islamistische Terroristen die westliche Welt erschütterten.
Nach diesem Tag wird nichts mehr so sein wie vorher. Wie oft hat 
man den Satz gehört. Er verkam fast zur Plattitüde. Und doch: Die 
Aussage stimmt ja. Wir müssen nur nach Afghanistan schauen, um zu 
sehen: wie sehr. Deutschland führt dort Krieg, fernab der eigenen 
Grenzen. Doch zumindest anfangs in dem guten Glauben, am Hindukusch 
den Terror zu bekämpfen, und die eigene Freiheit zu verteidigen. Wem 
das noch nicht reichte: Auch die unterdrückten Frauen sollten in 
Afghanistan befreit werden und die Demokratie eingeführt. Wer konnte 
diesen Argumenten widerstehen. Mahner hatten es damals schwer; bis 
weit in die Linke hinein wurden Kriegsgegner als weltfremde 
Pazifisten verspottet.
Nun, nach acht Jahren Krieg, schwant immer mehr Menschen, dass 
der wahre Triumph der Bande um Osama bin Laden nicht die Anschläge 
des 11. September waren. Der wahre Sieg des Islamisten war und ist 
die Reaktion des Westens, der so tumb agierte, wie es die angeblichen
Steinzeit-Terroristen wohl vorausgeahnt hatten.
Unter Führung des Bush-Regimes stürzte sich der Westen nicht nur 
waidwund und wütend auf die Taliban. Die Amerikaner starteten einen 
verbrecherischen Krieg gegen den Irak, sie schufen Abu Ghoreib und 
Guanta´namo. Sie traten eigene Werte mit Füßen und schufen eine immer
tiefere Kluft zur moslemischen Welt. Nie war das Ansehen des Westens 
so lädiert. All das könnte einem Drehbuch bin Ladens enstammen: Der 
Westen war in seine Falle getappt.
Und Deutschland ließ sich von dieser Logik anstecken. Zwar 
verweigerte die damalige Schröder-Regierung eine Teilnahme am 
Irak-Krieg (was ihr nicht hoch genug angerechnet werden kann). Sie 
bezahlte ihr Nein aber mit einem umso größeren militärischen 
Engagement in Afghanistan.
Trotz aller Reden der Politiker: Beim Krieg am Hindukusch geht es
längst nicht mehr um Demokratie und Frauenrechte. Es geht um den Ruf 
der Nato, es geht um die Gesichtswahrung der Militärs und Politiker. 
Mit Waffen allein ist der Terror nicht zu besiegen. Seit dem 11. 
September 2001 sind acht Jahre vergangen. Zeit genug, das zu lernen. 
Eigentlich: schon viel zu viel Zeit.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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