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WAZ: Ungleichheit aushalten - kommentar von Thomas Wels

Essen (ots)

Ist es nun eine gute Nachricht für den Osten
Deutschlands, wenn die Wirtschaft dort in gut einem Jahrzehnt das 
Niveau einiger eher schwächerer West-Länder erreicht hat? Oder ist 
das eine schlechte Nachricht für die West-Länder? Statistik ist eben 
auch ein Frage der Richtung, von der man auf sie schaut.
 Wie dem auch sei: Die Integration und der ökonomische Aufbau 
Ostdeutschlands ist eine weltweit einmalige Leistung, auf die die 
Deutschen häufiger Stolz sein dürfen als nur zu runden Jahrestagen. 
Schließlich hat ein jeder seinen Beitrag dazu geleistet, eine vom 
Sozialismus in Trümmer gelegte Wirtschaft im Kern zu sanieren.
 Freilich sind auch Fehler gemacht worden, teils wirklich große 
Fehler. Einer davon war (gerade mit Blick auf die ehemalige DDR) die 
kuriose Annahme, die Lebensverhältnisse müssten möglichst schnell 
gleich sein in Ost und West. In Folge dieser Angleichung 
explodierten, gemessen an der Ost-Produktivität, die Ostlöhne und 
sprengten die letzten Reste der Industrie hinfort. Eine Lehre 20 
Jahre nach der Einheit heißt: Ungleichheit aushalten.

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Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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