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WAZ: Nachholbedarf im Trendsport. Kommentar von Thomas Lelgemann

Essen (ots)

Als Katarina Witt, die Doppel-Olympiasiegerin im
Eiskunstlaufen, in Vancouver die Trommel für die Münchner Bewerbung 
für die Winterspiele 2018 schlug, entpuppte sie sich als 
Gelegenheits-Wissenschaftlerin. Die Deutschen haben Wintersport in 
der DNA, behauptete sie. Auf jeden Fall hat Deutschland erfolgreiche 
Wintersportler, wie die Bilanz mit zehnmal Gold, zwölfmal Silber und 
siebenmal Bronze zeigte. Keine andere Nation ist so konstant. 29 
Medaillen hatte das deutsche Team auch 1998 in Nagano und 2006 in 
Turin geholt, 2002 in Salt Lake City waren es sogar 36.
Wenn man die Zahlen näher aufschlüsselt, zeigt sich, dass die 
Medaillenausbeute der deutschen Sportler aber eine völlig andere ist 
als die von Kanada oder den USA. In den neuen Sportarten Shorttrack, 
Ski-Freestyle und Snowboarden ist das deutsche Team nicht nur ohne 
Podiumsplatz geblieben, in vielen Disziplinen kommt es nicht über den
Status eines Entwicklungslandes hinaus. Gastgeber Kanada landete im 
Medaillenspiegel erstmals ganz vorne, weil in den Trendsportarten 
sechs Goldmedaillen gewonnen wurden.
Aber nicht nur wegen des deutschen Medaillendefizits ist ein 
Umdenken erforderlich. Die neuen Sportarten sind nicht nur trendy, 
sie sind eine Attraktion der Winterspiele. Abgesehen vom 
Eishockey-Stadion war nirgendwo die Stimmung der Zuschauer so 
ausgelassen. Die spannenden Überholaktionen im Shorttrack oder die 
atemberaubenden Vorführungen in der Halfpipe haben sich zu einem 
Renner entwickelt. Nur das deutsche Fernsehen hat dies noch nicht 
mitbekommen und ignoriert diese Ereignisse an seinen 
TV-Marathon-Wochenenden des Wintersports.
In der Förderung der neuen Sportarten besteht in Deutschland 
Nachholbedarf. Solche Sorgen müssen sich Biathlon und der alpine 
Skisport nicht machen. Mit Magdalena Neuner und Maria Riesch sind 
zwei Sportlerinnen dieser sehr populären Disziplinen in Vancouver zu 
Superstars geworden. Zwei junge Frauen, die ihre Goldmedaillen in der
Werbung versilbern werden. Dass sie aus Wallgau und 
Garmisch-Partenkirchen kommen, ist auch Werbung für München 2018. Und
sogar gratis.

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Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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