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WAZ: Arbeitsmarkt-Programm der SPD - Die Abkehr von Hartz - Leitartikel von Walter Bau

Essen (ots)

Fast auf den Tag genau sieben Jahre ist es her, dass
der SPD-Kanzler Gerhard Schröder die Agenda 2010 im Bundestag 
ausrief. Mit ihrem neuen Arbeitsmarkt-Programm verabschieden sich die
Sozialdemokraten jetzt von Kernanliegen einer Reform, die große Teile
der Partei ohnehin nie als "ihre" Reform angenommen hatten. Die 
gestrige Kehrtwende soll dabei vor allem eine politische Wirkung 
erzielen.
Das nicht antastbare Schonvermögen, gerade von Schwarz-Gelb 
verdreifacht, will die SPD ins Unendliche ausweiten, die 
Vermögensprüfung komplett streichen. Da nur ein verschwindend 
geringer Teil der Hartz-Empfänger ein nennenswertes Vermögen 
vorweisen kann, wäre diese Änderung vor allem ein politisches Signal 
an die von allen Parteien umworbene Mittelschicht, wo Abstiegsängste 
keine Seltenheit sind.
Eine Ausweitung der Zahlung von Arbeitslosengeld I auf maximal 36 
Monate, ebenfalls Teil des SPD-Katalogs, wäre eine Abschwächung des 
Prinzips "Fördern und Fordern". Gleichzeitig brächte sie, was nicht 
zu unterschätzen ist, ein Stück mehr gefühlte Gerechtigkeit; denn der
Gedanke, dass derjenige, der länger eingezahlt hat, auch länger 
unterstützt werden muss, ist weit verbreitet. Richtig bleibt aber, 
dass eine Arbeitslosenversicherung eine Risiko-Versicherung ist - und
keine Sparkasse.
Die Hartz-Reformen haben, bei allen Mängeln und Schwächen, den 
Arbeitsmarkt durchlässiger und flexibler gemacht. Dass in den Jahren 
der boomenden Wirtschaft die Zahl der Stellen in Deutschland massiv 
anstieg und die Arbeitslosenzahlen deutlich sanken, ist nicht zuletzt
darauf zurückzuführen. Das aber blenden viele Sozialdemokraten jetzt 
aus.
Dass die SPD sich nun von Hartz abwendet, ist zum einen eine Reaktion
auf das Debakel bei der Bundestagswahl, zum anderen der anstehenden 
Wahl in NRW geschuldet. Die Abkehr von Hartz mag kurzfristig Wähler 
anziehen; ein schlüssiges Konzept, ein klare Position stellt das neue
Programm nicht dar.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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