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WAZ: Das Gesicht der Politik - Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Wir laufen und fahren vorbei an den Wahlplakaten,
mit denen Häuser- oder Grünlandschaften zugestellt sind. Vorbei an 
den Menschen mit den auffällig strahlenden und verdächtig glatten 
Gesichtern, die unser Land regieren wollen. Und wir fühlen uns wie in
einer Art Bilderrätsel: Was ist Original, was Fälschung?
Konrad Müller, der es fertig brachte, als einziger Fotograf alle (!) 
deutschen Kanzler eindrucksvoll abzulichten, fragt ratlos im 
WAZ-Interview, weshalb Hannelore Kraft "noch die schönen Lachfältchen
weggebügelt" wurden. Und verweist auf ein Merkel-Plakat aus dem 
2005er Wahlkampf, "auf dem sah sie wie ein Girlie aus".
Weshalb darf keiner sehen, dass Alter Spuren hinterlässt? Warum darf 
nicht gezeigt werden, dass Spitzenpolitikerjahre mindestens doppelt 
zählen? Wahrscheinlich sagen die vielen wohlmeinenden Politikberater,
man müsse das so machen. Das sei immer schon so gewesen. Der Gegner 
halte es ebenso. Faltenfreiheit gleich Jugend gleich Dynamik gleich 
Erfolg.
Lägen sie richtig, dann würden sich Politiker nach den Gesetzen von 
Angebot und Nachfrage nur konsequent verhalten. Dann ließen wir, die 
Politik-Kunden, uns gerne blenden. Was dagegen spricht: Politik ist 
mehr denn je Vertrauenssache. Das spricht für Original statt 
Fälschung.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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