Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Wulffs Wortklauberei. Kommentar von Walter Bau
Essen (ots)
Die Kredit-Affäre ist für den Bundespräsidenten also doch nicht ausgestanden - stattdessen wächst sich die Angelegenheit zur verbalen Schlammschlacht aus. Der Unternehmer Egon Geerkens, angeblich doch Christian Wulffs "väterlicher Freund", widerspricht offen seinem Schützling. Wulff wiederum schickt seine Anwälte zum Dementi vor. Die Nerven liegen offenbar blank. Wulff beharrt darauf: Das Darlehen stamme von Geerkens' Ehefrau Edith. Egon Geerkens kontert nun: Er habe mit Wulff das Geschäft ausgehandelt und letztlich komme das Geld von ihm. Man fragt sich: Warum fährt Geerkens seinem einstigen Protegé derart in die Parade? Nach unverbrüchlicher Freundschaft klingt das jedenfalls nicht. Klar ist: Wulff macht in dieser Affäre keine gute Figur. Es gelingt ihm nicht, mit einem überzeugenden Auftritt die leidige Geschichte abzuräumen. Stattdessen befeuert die gestrige Erklärung seiner Anwälte aufs Neue den Verdacht, der Bundespräsident wolle sich mit Wortklauberei aus der Affäre stehlen. Christian Wulff ist angeschlagen. Der Kredit, dazu die Flugaffäre, sein Urlaub auf dem Anwesen eines Unternehmers - das alles nagt an seiner Glaubwürdigkeit und nährt Zweifel an seiner Unabhängigkeit. Für einen Bundespräsidenten ist das fatal.
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