Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Vernunft statt Machtstreben - Leitartikel von Dirk Hautkapp

Essen (ots)

Für Amerika und den Westen sind es Minimal-Anforderungen, um Vertrauen schöpfen zu können. Für den Iran stellt das Drängen, seine Uran-Bestände befristet in die Obhut eines anderen Landes zu geben, eine unerfüllbare Vorbedingung dar. Soweit das erwartbare Vorgeplänkel. Wenn es der Verhandlungsrunde in der Türkei am kommenden Wochenende nicht gelingt, das Unversöhnliche in diesen beiden Positionen gesichtswahrend aufzulösen, könnte es das letzte Treffen sein, bevor in dem seit zehn Jahren schwelenden Konflikt früher oder später die Waffen sprechen. Israels Neigung, die bislang kläglich verlaufenen diplomatischen Versuche weiter zu tolerieren, das Atomprogramm des Mullah-Regimes unter internationale Kontrolle zu bringen, geht zu Ende. Schreitet Israel zur Tat und bombardiert, ist die Vergeltung Teherans ebenso programmiert wie der Eintritt der USA in einen neuen militärischen Konflikt, dessen Ausmaß niemand absehen kann. Um dieses Szenario zu vermeiden, ist nur ein Weg gangbar. Der Iran gibt unter Wahrung eines Maximums an Offenheit durch Kontrollen objektivierbare Garantien dafür ab, dass sein Atomprogramm nie mehr als ziviler Natur sein wird. Im Gegenzug gesteht der UN-Sicherheitsrat dem Land die friedliche Nutzung der Kernenergie zu und hebt geltende wie künftig geplante Wirtschaftssanktionen auf. Die Überantwortung der Uran-Zentrifugen in fremde Hände (wenn, dann wahrscheinlich Russland) und die anschließende Aufgabe im Erdreich verborgener Geheimlabore wäre nach Jahren des Versteckspiels und Hinhaltens eine erste Geste des Entgegenkommens. Der Westen könnte sie mit einer Verzichtserklärung erwidern, die vor allem Russland und China mit ins Boot holen würde: im Iran keinen Regimewechsel herbeiführen zu wollen. Gemessen an der Aussicht auf eine andernfalls kaum mehr vermeidbare militärische Eskalation im Nahen Osten sind dies zumutbare Schritte. Dazu muss Vernunft an die Stelle von Nationalstolz und Großmachtstreben treten. Fazit: In Istanbul wird sich zeigen, ob der entscheidende Mann auf iranischer Seite, Religionsführer Ajatollah Chamenei, Vorleistungen für eine Entspannungspolitik erbringt, die von Dauer sein kann. Lippenbekenntnisse der iranischen Eliten, wonach der Iran die Atombombe für eine unislamische Sünde hält und niemals anstreben wird, reichen niemandem mehr.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 09.04.2012 – 18:14

    WAZ: Sony hinkt dem Markt hinterher - Kommentar von Sven Frohwein

    Essen (ots) - Sony-Chef Kazuo Hirai hat eine Mammut-Aufgabe vor sich. Er muss den ehemaligen Vorzeigekonzern, der in den 80er-Jahren mit dem Walkman von Erfolg zu Erfolg eilte, wieder auf Kurs bringen. Sony hat vor allem mit dem Preisverfall bei Fernsehern zu kämpfen und konnte bislang nur schwer Anschluss finden im immer wichtiger werdenden Markt für mobile ...

  • 09.04.2012 – 17:41

    WAZ: Streit um Steuer-CD mit der Schweiz weitet sich aus

    Essen (ots) - Die Schweizer Ermittlungen wegen des Kaufs der Steuersünder-CD durch das Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 führen weiter als bisher bekannt. Nach einem Bericht der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Dienstagausgaben) hat die Berner Bundesanwaltschaft nicht nur Haftbefehle gegen drei nordrhein-westfälische Steuerfahnder wegen Wirtschaftsspionage erlassen. Sie beschuldigt auch einen niederrheinischen Notar ...

  • 09.04.2012 – 16:36

    WAZ: Über 700.000 Dioxin-Eier müssen vernichtet werden

    Essen (ots) - Der Fund dioxinbelasteter Eier auf einem Biohof in Stemwede in Ostwestfalen kommt den betroffenen Betrieb teuer zu stehen. In den vergangenen vier Wochen sind bislang über 700.000 Eier angefallen, die nun vernichtet werden müssten, sagte ein Sprecher des Ministeriums den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe. Zudem prüft das Ministerium die Einleitung rechtlicher Schritte: "Wir haben noch immer keinen ...