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WAZ: Fahnder statt Grenzer - Kommentar von Dietmar Seher
Essen (ots)
Es gibt nur wenige Momente, in denen Europäer ein ganz persönliches, intensives Gänsehaut-Gefühl für das Nachkriegswunder Europa befällt. Die Fahrt vorbei an einem überflüssigen, verlassenen, längst verschimmelten Grenzposten gehört dazu. Sie ist eine historische Zäsur nach einem Jahrhundert nationalistischer Hassausbrüche, nach Kriegen mit Millionen Toten und nach Mauer und Stacheldraht. Die Reisefreiheit im 21. Jahrhundert ist die, die sich Generationen erträumten. Sie ist ein Wert an sich. Die Politik setzt diesen Wert ohne Not aufs Spiel. Mehrere Innenminister jonglieren mit der Idee, die Schlagbäume wieder herunterzulassen. Sie wollen den Zustrom der Einwanderer regulieren und Kriminalität bekämpfen. Beides wird so nicht funktionieren. Im Zeitalter des Internets fängt man Gesetzesbrecher nicht am Schlagbaum ein. Fahndungen müssen intelligent und vernetzt ansetzen. Dafür braucht es Fahnder, Personal für Kontrollen im Inland und die Bereitschaft zur internationalen Zusammenarbeit in den Staaten Osteuropas. Das alles fehlt. Und Fluchtursachen bleiben immer noch vor allem Armut und Gewalt. Sie zu beseitigen ist nicht der Job der Grenzer.
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