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WAZ: Gute Nachrichten aus Europa - Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Britische Journalisten haben ihren ganz eigenen Humor in Bezug auf Deutschland. Da wird schon mal gerne Richtung "Viertes Reich" verunglimpft, die Gefahr vor der deutschen Herrschaft über Europa herbei beschworen, was zwar nur der Rückversicherung der britischen Seele dient, aber für Ärger sorgt. Und dann findet sich am Wochenende im, "Independent" über einem Leitartikel folgende Überschrift: "Wenn das das Vierte Reich sein soll, dann lasst mich bitte da rein." Und der Kommentator empfiehlt seinen britischen Landsleuten allen Ernstes: mehr Deutschland. In diesen Tagen muss der Fußball für Vieles herhalten, zum Beispiel das deutsche Wirtschaftswunder in Europa erklären. Aber ist es denn nicht tatsächlich so, dass die Ex-Rumpelfüßler aus Teutonien sich mutig selbst neu erfunden haben, sich dabei das Beste aus deutschen und (süd)europäischen Tugenden zusammenklaubten, Kraft mit Disziplin und Spielfreude plus Mut paarten und der Jugend dabei voll vertrauten und finanziell auch noch bodenständig blieben? Wir sollten uns nicht wundern, wenn Europäer Deutschlands fußballerische Spitzenstellung mit den Gründen für seine wirtschaftliche und auch politischen Macht in Verbindung bringen. Und nun auch noch Europas Kommissionspräsident Barroso. Die deutsche Kanzlerin verstehe die Euro-Krise am besten. Und nicht das deutsche Spardiktat habe den Kontinent an den Rand des Abgrunds getrieben, sondern das Schuldenmachen der Südländer. Und nun solle man doch bitte Frankreich noch ein bisschen Zeit geben für Reformen wie Schröders Agenda, damals hätten ja auch die Europäer auf die zurück liegenden Deutschen gewartet. Das alles ist richtig, nur hat man es von dem mächtigen Portugiesen noch nie gehört. Inzwischen wird auch vom französischen Staatspräsidenten Hollande, einem im eigenen Land für durchaus schwach gehaltenen Spitzenpolitiker, Versöhnliches Richtung Deutschland kolportiert. Ob der Mann die Kraft eines Schröder aufbringt, muss man allerdings erst einmal abwarten. Und dennoch: Das sind jetzt mal ein paar gute Nachrichten, über die man sich als ansonsten deutscher Sündenbock auch mal freuen kann.

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