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WAZ: Angriff auf die Förderschule - Kommentar von Miguel Sanches

Essen (ots)

Da hat der Landesrechnungshof in ein Wespennest gestochen. Die Prüfer bringen manche Förderschule in Erklärungsnot und spielen dem Behindertenbeauftragten in Berlin in die Karten. Denn Hubert Hüppe steht ihnen kritisch gegenüber. Er steht für eine neue Philosophie im Umgang mit Kindern, die ein Handicap haben. Er kämpft für mehr Miteinander im regulären Schulsystem. Das ist keine parteipolitische Frage. Es ist herrschende Lehre und Vorgabe der UNO. Die Behindertenrechtskonvention hat zum Ziel, Menschen mit Behinderung ins allgemeine Bildungssystem einzubeziehen. Dagegen: die Förderschule. Wie aus der Zeit gefallen. Da passen die Befunde der Rechnungsprüfer wie die Faust aufs Auge. Die Zahl der Kinder, die besondere Förderung brauchen, steigt; von Jahr zu Jahr werden sie sogar immer "behinderter". Stimmt das? Es drängt sich ein banaler Verdacht auf: Die Schulen schaffen sich ihren Bedarf. Es wäre ein Selbsterhaltungstrieb, der vielen Ämtern nicht fremd ist. Wer will den ersten Stein werfen? Der Landesrechnungshof, schon klar. Es gibt tolle Förderschulen. Sie bieten Kindern den Schonraum, in dem sie sich entfalten können und individuell gefördert werden. Für viele Eltern ist die Förderschule eine sichere Bank. Sie haben die Sorge, dass die Politik die Inklusion aus profanen Gründen predigt: um Geld zu sparen. Dass just die Rechnungsprüfer eine neue Debatte befeuern, wird sie darin eher bestärken. Wir werden in den nächsten Jahren harte Verteilungskämpfe erleben. Die Förderschule wird nicht verschwinden, wohl aber zurückgedrängt werden. Es ist eine Umbruchphase. Wir stutzen eine Schule zurecht, ohne eine bessere Alternative schon garantieren zu können. Die Debatte über Inklusion ist eine Wette in eine bessere Idee. Eine Wette. Es ist eine spannende Debatte. Und mit Hüppe haben wir einen Behindertenbeauftragten, der kein Onkeltyp ist, sondern politische Durchschlagskraft hat. Er darf die Debatte nicht in einen Glaubenskrieg führen; er sollte einen Wettstreit um die besten Lösungen provozieren. Nach dem Landesrechnungshof liegt es nun an den Förderschulen, ihren Lernerfolg zu definieren.

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