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WAZ: Neue Zahlen für neue Ziele - Kommentar von Tobias Blasius
Essen (ots)
Volkszählung ist schon lange kein politischer Kampfbegriff mehr. Wer sich vor 30 Jahren noch für die "informationelle Selbstbestimmung" in Stellung brachte und den Schnüffelstaat boykottierte, hat sich längst an einen sorglosen Umgang mit persönlichen Daten im Internet gewöhnt.
Der "gläserne Bürger" macht niemandem mehr Angst. Der jetzt vorgelegte "Zensus 2011" provoziert vielmehr andere unbequeme Fragen: Wie kann es sein, dass in einer durchdigitalisierten Industriegesellschaft wie unserer 1,5 Millionen Karteileichen geführt werden? Und: Welche Folgen muss die Bereinigung der Statistik für Finanzströme und das Meldewesen zeitigen?
Ob die mehr als 700 Millionen Euro, die Bund und Länder in das Riesenprojekt Volkszählung gesteckt haben, gut investiertes Geld waren, muss sich überdies erst noch erweisen. Die aktualisierten Daten geben Aufschluss darüber, wie und wo Deutschland heute lebt. Mehr Frauen, mehr Single-Haushalte, mehr Migranten, mehr Zug in die Ballungsräume - das Zahlenwerk kann wichtige Hinweise enthalten für eine langfristig angelegte Stadt- und Regionalplanung.
Richtig verstanden, liefert der Zensus eine Folie, die bei neuen Straßen, Schulen, Kindertagesstätten oder Altenheimen mitbedacht wird. Falsch verstanden, liefert er nur neue Munition für Verteilungskämpfe zwischen Bundesländern und Kommunen.
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