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WAZ: Richter treiben die CDU vor sich her. Kommentar von Julia Emmrich
Essen (ots)
Zwangsehen sind in Deutschland verboten. Doch ausgerechnet die CDU hat sich mit dem Konfliktthema Homo-Ehe geradezu zwanghaft verheiratet. Die Mehrheit der Partei will schwule und lesbische Lebenspartner auf keinen Fall wie Eheleute behandeln, die Mehrheit der CDU-Wähler dagegen will das laut Umfrage auf jeden Fall. Und auch der überwiegende Rest der Republik wünscht sich nichts anderes. Die Karlsruher Richter spielen in der Zwangsgemeinschaft der CDU mit der Homo-Ehe regelmäßig den Part der strengen Schwiegermutter. Sie treiben die Union vor sich her. Nach etlichen Nachbesserungen steht nun seit gestern fest: Homosexuelle Lebenspartner dürfen auch vom Ehegattensplitting profitieren. Die Finanzämter in Nordrhein-Westfalen und in anderen Bundesländern praktizieren das längst, allerdings unter Vorbehalt. In der Logik der rechtlichen Gleichstellung fehlt jetzt nur noch das vollständige Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare. Dagegen spricht nichts. Die Familienforschung spricht sogar dafür. Bereits vor vier Jahren hat eine große bayerische (!) Studie gleich mehrere Vorurteile gegenüber den rund 4000 Regenbogenfamilien in Deutschland entkräftet. Kinder - und das ist das wichtigste Ergebnis - haben nicht per se Nachteile, wenn sie bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen. Kinder brauchen Liebe, Schutz und Anerkennung - die sexuelle Orientierung ihrer Eltern ist laut Studie in den allermeisten Fällen irrelevant. Und noch etwas kam heraus: Schwule und lesbische Paare, bei denen Kinder leben, sind durchschnittlich deutlich besser gebildet als heterosexuelle Eltern. Ein echter Vorteil - in einer Zeit, da der Bildungsgrad der Eltern noch immer entscheidend ist für den Bildungsweg der Kinder. Die Liberalen, Wunschpartner der CDU, ziehen mit der Forderung in die Wahl, die Ehe grundsätzlich für homosexuelle Paare zu öffnen. Ein logischer Schritt. Deutschland wird im 21. Jahrhundert nicht von traditionellen Familienbildern zusammengehalten, sondern von Menschen, die Verantwortung füreinander übernehmen.
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