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WAZ: Denkpause in Washington. Kommentar von Dirk Hautkapp

Essen (ots)

Mit Obamas Entscheidung, vor einem von ihm persönlich befürworteten Einsatz von Waffengewalt gegen Syriens Despoten Assad das Parlament einzubinden, ist eine unmittelbare militärische Eskalation im Nahen Osten vom Tisch. Aber aufgeschoben heißt nicht aufgehoben. Der amerikanische Präsident würde auf den Rat seiner Generäle auch noch in einem Monat zuschlagen. Womit klar ist: Der seit Tagen von den treibenden Kräften in Washington erzeugte Zeitdruck war reine Willkür. Dass der Präsident quasi über Nacht zum großen Zauderer geworden ist, wird seinen Ruhm allerdings höchstens bei Radikal-Pazifisten mehren. Dem Rest fallen die Risiken ins Auge, die mit diesem Boxenstopp auf der Schnellstraße des Krieges verbunden sind. Rastet Assad erneut aus, ist die Atempause hinfällig. Prinzipiell ist die Aussicht auf einen Prozess des Nachdenkens in Washington das Beste, was in dieser von fahrlässig gezogenen roten Linien und Gesichtsverlustängsten belasteten Situation passieren konnte. Eine Situation, in der das Leid von mehr als 100000 konventionell ermordeten Syrern kaum mehr eine Rolle spielt. Barack Obama hat mit seinem vorübergehenden Rückzieher die riskanteste Poker-Partie seiner politischen Laufbahn begonnen. Am Ende kann er nach Lage der Dinge ein bisschen gewinnen. Aber auch alles verlieren.

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