Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Von D-Day zu D-Day. Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Bewegende Bilder von befreundeten wie einst verfeindeten Veteranen, teils in Rollstühlen, eine klare Botschaft über die Schrecken eines menschenverschlingenden Krieges und ein großes Zusammenstehen gegen einen Feind, der sich sein Ende eindeutig auch moralisch "verdient" hatte: das ist der D-Day, der längste Tag, der Tag der Entscheidung, der Tag vom beginnenden Ende des Nationalsozialismus, auch wenn noch ein Jahr vergehen sollte. Und: Ohne die erste Front, ohne die erste große deutsche Niederlage, ohne Stalingrad nicht die zweite Front im Westen, der letztlich entscheidende Zangengriff auf Hitler-Deutschland. Von damals lassen sich kaum Lehren für heute ableiten. Es gibt keine Gesetze der Geschichte. Wann hilft noch Diplomatie und wann nicht mehr? Wann braucht es Gewalt und wie viel davon? Viele der damaligen Fragen sind ja bis heute umstritten, etwa der amerikanische Atombomben-Einsatz gegen Japan. Aber damals gab es, wenigstens für dieses eine große Ziel, Hitler niederzuringen, eine Gleichheit der Interessen. Heute gibt es sie nicht, es gibt auch nicht diesen einen Feind, den zu besiegen Moral und Menschenverstand gebieten würden. Putin ist eben nicht Hitler, so einfach liegen die Dinge nicht. Von der Vergangenheit in die Gegenwart. Ist die nicht-militärische Reaktion auf die Krim-Annexion schon Appeasement, also voreilige Toleranz gegenüber einem Diktator, oder noch Klugheit? Der D-Day war blutiger Ausdruck dafür, dass die Alliierten Hitler verstanden hatten, sie konnten ihn "lesen". Putin vermag bislang niemand zu "lesen", vielleicht nicht einmal Angela Merkel. Daher auch das Tasten nach einer richtigen Taktik, das ständige neue Androhen von Sanktionen, das Vermeiden einer "roten Linie" gegen Putins anti-westliche Destabilisierungspolitik, welche die Osteuropäer in Polen und auf dem Baltikum so nervös macht. Jede ernsthafte politische Krise ist einmalig. Sich an historischen Analogien zu versuchen, führt in die Irre und verleitet zu voreiligen Schlussfolgerungen. Der D-Day war einzigartig, auch der unblutige D-Day, der nicht schon 70, sondern erst 25 Jahre zurückliegt - die Befreiung Osteuropas vom Kommunismus.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 06.06.2014 – 19:00

    WAZ: Gespart auf Kosten des Reviers. Kommentar von Miguel Sanches

    Essen (ots) - Seit 2006 wurde in mehr als 850000 Fällen die Nachrüstung von Diesel-Pkw mit Partikelfiltern gefördert. Das war gut für die Luft, die Gesundheit, für die Wirtschaft wie für die Pkw-Besitzer. 260 Euro an Förderung - das war ein ordentlicher Anreiz. Der Zuschuss fällt jetzt nicht weg, weil der Bund in Geldnot wäre. Er fällt weg, weil ...

  • 05.06.2014 – 19:24

    WAZ: Gewaltige Potenziale. Kommentar von Christopher Onkelbach

    Essen (ots) - Autoreifen aus Löwenzahn, Aufzugseile aus Stroh - das sind griffige Beispiele für den noch jungen Wirtschaftszweig der Bioökonomie. Angesichts wachsender Umweltprobleme und knapper Ressourcen ist es richtig, auf neue, nachhaltige Arten des Wirtschaftens zu setzen. Die Fantasie der Wissenschaftler scheint grenzenlos: Algen als Energielieferanten, ...

  • 05.06.2014 – 19:19

    WAZ: Snowden öffnete uns die Augen. Kommentar von Walter Bau

    Essen (ots) - An der Frage, ob Edward Snowden ein Held oder doch eher ein Verräter ist, haben sich gefühlt Dutzende von Fernseh-Talkrunden abgearbeitet. Die Antwort ist eine Frage des Blickwinkels - und damit letztlich irrelevant. Heute, ein Jahr nach den ersten Enthüllungen des abtrünnigen US-Geheimdienstlers über die Ausspähpraxis der NSA, steht dagegen fest: Snowden hat uns die Augen geöffnet. Und das Bild, das ...