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WAZ: Justiz lässt viele Fragen offen - Kommentar Stefan Wette zum Mordprozess
Essen (ots)
Ob Dirk K. wirklich 31 Jahre lang unschuldig in der geschlossenen Psychiatrie gesessen hat, wird sich zeigen. Sein Fall wird neu aufgerollt, die Beweislage erneut geprüft.
Aber das Verhalten der Justizbehörden lässt viele Fragen offen. Wie kann es sein, dass das Geständnis eines zweiten Mannes erst nach 19 Jahren ein derartiges Gewicht erhält und zur Freilassung des ursprünglich verurteilten Mannes führt? Jetzt könnte man anführen, dass in der Vergangenheit schon die Staatsanwaltschaft Essen und das Schwurgericht Dortmund dieses "neue" Geständnis prüften und als gar nicht so gewichtig einstuften.
Dann aber ist es ein Fehler, Dirk K. in die Freiheit zu entlassen. Einen Mann, den Gutachter regelmäßig als gefährlich einstuften. Liegt der Justizfehler bei der Täterfrage oder doch bei mangelhaften Gutachten?
Dirk K. ist frei, und der zweite Mann mit Geständnis soll gar nicht erst in Haft. Dann würde also auf jeden Fall ein Kindsmörder frei herumlaufen. Ein erschreckender Gedanke. Dabei darf man die Menschen nicht vergessen, die zu Nara-Michaels Familie gehören und jetzt der Unsicherheit überlassen werden.
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