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WAZ: Verfahrene Situation - Kommentar von Michael Kohlstadt zu Asylanträgen

Essen (ots)

Drehen wir es positiv: Dass die durchschnittliche Bearbeitungsdauer von Asylanträgen wächst und wächst, mag an einer guten alten Behördentugend liegen. Gründlichkeit den Vorzug vor Schnelligkeit zu geben, muss nichts Schlechtes bedeuten. Um es klar zu sagen: Das Abtragen des gigantischen Aktenberges von Asylanträgen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist fraglos eine Herkulesaufgabe, aber sicher keine olympische Disziplin, bei der nur Rekorde zählen. Hinter jedem Asylfall steckt ein Einzelschicksal - mit unmissverständlicher Betonung auf dem zweiten Wortbestandteil.

Dennoch ist die Situation verfahren. Immer wieder musste die Behörde ihre eigenen Prognosen über ein Ende des Antragsstaus nach oben korrigieren. Begründet wurde dies stets mit zunehmend komplexeren "Altfällen". Eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von über acht Monaten aber ist schlichtweg nicht hinnehmbar. Für die Menschen, die auf eine Entscheidung über ihren Aufenthaltsstatus warten, bleibt die Dauer der Prüfung eine Zumutung. Nicht auszudenken auch, wie das gefühlte Behördenversagen auf eine Bevölkerung wirkt, die sich in der Flüchtlingsfrage mehr und mehr polarisiert.

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