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WAZ: NRW macht noch mehr Schulden: Nach der Wahl wird gespart - Leitartikel von Peter Szymaniak

Essen (ots)

Fast drei Monate ist die neue schwarz-gelbe
Regierung unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) im Amt, doch
die Stunde der Wahrheit für alle Bürger ist erst einmal aufgeschoben.
Vor der Wahl traut sich kein Politiker, den Bürgern konkrete
Sparschritte darzulegen. Christdemokraten und Liberale werden von der
Angst beherrscht, mit Spardetails Stimmen in NRW einzubüßen und so
den möglichen Machtwechsel im Bund zu vereiteln. Jeder Hauch einer
Sparidee würde sofort zu Protesten führen: Man denke nur an Geld für
Drogen- und Aidsberatungen, an Nahverkehrszuschüsse, an
Familien-Betreuung, Eigenheim-Hilfen für Kinderreiche und so fort.
Deshalb hat die Landesregierung bisher vor allem Wohltaten umgesetzt
(1000 neue Lehrer) und gesagt, wo sie nicht sparen will: Bei Justiz,
Polizei und Bildung. Das sind aber gerade die personalintensiven
Bereiche, die die hohen Kosten des Landes maßgeblich verursachen. So
bleibt bisher weitgehend im Dunkeln, wie die neue Regierung die
Finanzen in Ordnung bringen will. Denn in ihrer langen
Oppositionszeit haben CDU und FDP vor allem dargelegt, wo nicht
gespart werden und wo mehr ausgegeben werden soll. Jahrzehnte der
Versprechungen an viele Gruppen im Lande, die diese nun realisiert
sehen wollen. Dabei wissen doch alle Landespolitiker seit langem: NRW
hat Jahrzehnte über seine Verhältnisse gelebt, hat stets mehr
ausgegeben als eingenommen. NRW leistet sich mit vier
Verwaltungsstufen ein teures Behörden-Wirrwarr wie kaum ein anderes
Land. In der Finanzpolitik liegt NRW zehn Jahre hinter Bayern, das
bald ohne neue Kredite auskommt. Die Schuldenlast in NRW ist bereits
drei Mal so hoch wie die gesamten Jahressteuereinnahmen. Die Schulden
beschneiden aber den Spielraum künftiger Politik, weil immer mehr
Geld für Zins-Ausgaben verfrühstückt wird. CDU und FDP müssen daher
im Herbst das größte Sparpaket aller Zeiten stemmen - ob sie dazu die
Kraft haben, wird sich zeigen. Damit es nicht ganz so schlimm wird,
hoffen CDU- und FDP- Landespolitiker heimlich schon auf frisches Geld
durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung unter einer Kanzlerin Angela Merkel
und auf einen plötzlichen Wirtschaftsaufschwung. Auf letzteres
hofften auch SPD und Grüne - vergeblich.

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