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WAZ: Kommentar zu: Blairs Erfolg kam ganz zum Schluss - Von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Tony Blair reiste mit leichtem Gepäck in den
Neujahrsurlaub. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel hatte sich der Brite
kurz zuvor noch einer schweren Bürde entledigt. Der in allerletzter
Sekunde ausgehandelte Haushaltskompromiss überstrahlte die Amtszeit
eines Ratspräsidenten, der schon als Totengräber Europas beschimpft
worden war. Manch Kritiker urteilte offenbar zu früh. In einem
rasanten Endspurt machte Tony Blair einiges wieder wett, was in den
Monaten zuvor liegen geblieben war. Viel Lob erntete Blair mit seinem
Kompromiss-Deal allerdings nicht. Bei den EU-Partnern wurden meist
Angela Merkel und ihre Polen-Hilfe als Mutter des Erfolgs gefeiert.
Und an der Heimatfront schlug dem Premierminister sogar Unverständnis
und offene Ablehnung entgegen. Es sollte eben nicht vergessen werden:
Erstmals stellte ein britischer Regierungschef den Beitragsrabatt zur
Disposition. Die ungeliebte Union kostet den britischen Steuerzahler
nun wesentlich mehr Geld. Der einst von Margaret Thatcher
ausgehandelte Nachlass wurde auf der Insel aber zuvor als heilige Kuh
gepflegt. Dankt man dem Premierminister dafür auf dem Kontinent? Wohl
kaum. Als leidenschaftlicher Europäer, wie er sich selbst gerne
sieht, wird Tony Blair von den EU-Partnern immer noch nicht
eingeschätzt. Man übersieht dabei meist die innenpolitischen Fesseln.
Europa und der EU stehen die meisten Briten immer noch mit Misstrauen
gegenüber. Weitere Integration, etwa der Beitritt zur Währungsunion,
würde denn auch auf heftigen Widerstand stoßen. Unter diesen
Umständen sollte die britische Ratspräsidentschaft geradezu als
sensationeller Erfolg gefeiert werden.

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