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WAZ: Die Freiheit stirbt zuerst - Kommentar von Lutz Heuken

Essen (ots)

Das Netzwerk des islamischen Extremismus im
Ruhrgebiet ist offenbar viel dichter als bislang angenommen. Das 
zeigen die jüngsten Erkenntnisse aus der Hisbollah-Szene. Und schon 
fühlen sich auf der einen Seite wieder all diejenigen bestätigt, die 
immer schon "Ausländer raus" gerufen oder zumindest gedacht haben. 
Und es fühlen sich auf der anderen Seite wieder all diejenigen zu 
Stellungnahmen aufgerufen, die als Antwort stereotyp zu einem 
sensiblen Umgang mit dem Thema Ausländer aufrufen.
Als ob es darum ginge. Es geht eben nicht um Ausländer und nicht 
um Moslems, es geht um religiösen Fanatismus, den es mit den gleichen
gesellschaftlichen, politischen, polizeilichen und geheimdienstlichen
- und natürlich rechtsstaatlichen - Mitteln zu bekämpfen gilt wie 
neonazistische Umtriebe. Egal ob bei uns ein deutscher Neonazi sein 
Unwesen treibt oder ein aus dem Libanon stammender islamischer 
Extremist: Die Gesellschaft hat nicht nur das Recht, sie hat geradezu
die Pflicht, sich gegen ihre militanten Feinde zu wehren.
Es war und ist eher Ausdruck von passivem Desinteresse als von 
bewusstem Liberalismus, wenn der Staat jeden und jede auf seinem 
Territorium gewähren lässt. So konnte der selbst ernannte "Kalif von 
Köln" unter den Augen des Staates jahrelang sein Unwesen treiben; 
erst dann legte man ihm endlich das Handwerk.
Bevor der Islamismus in Deutschland so militant wird, dass er im 
wahrsten Sinne explodiert und viele Menschen das Leben kostet, hat er
längst andere Opfer gefordert: Es sind die Familien der liberalen und
gemäßigten Moslems, die von den Extremisten unter Druck gesetzt 
werden; es sind die Mädchen und Frauen, die sich nicht mehr trauen, 
ohne Kopftuch vor die Tür zu gehen; es sind die Väter, die Sanktionen
befürchten, wenn sie ihre Kinder in Multi-Kulti-Kindergärten 
schicken. Die Freiheit stirbt zuerst in den moslemischen Familien - 
erst viel später spürt die deutsche Mehrheitsgesellschaft die Seuche 
des Islamismus.
Was also tun? Die moslemische Gemeinschaft ist gefordert, all 
diejenigen aktiver zu bekämpfen, die ihnen die Freiheit rauben 
wollen. Falsch verstandene Solidarität mit den angeblichen 
"Glaubensbrüdern" ist fehl am Platz. Und die Mehrheitsgesellschaft 
ist aufgerufen, sich endlich mehr um die zu kümmern, die man auch in 
der dritten Generation immer noch "Ausländer" nennt. Gemeinsam kann 
man dann zeigen, dass für islamistische Extremisten hier kein Platz 
ist.

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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