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WAZ: Es träfe die Falschen - Kommentar von Stefan Schulte
Essen (ots)
W irtschaftsforscher müssen solche Rechnungen anstellen: Wenn der Sachverständigenrat zu dem Ergebnis kommt, mit einer Kürzung des Arbeitslosengeldes um ein Drittel könne man 350 000 Stellen finanzieren, sollte dies der Politik in ihrer Entscheidungsfindung helfen. Sie sollte zu dem Ergebnis kommen, dass die Schaffung eines staatlichen Billiglohnsektors es nicht wert ist, Millionen Menschen zu brüskieren. Erstens, weil neue halbstaatliche Jobs reguläre gefährden. Zweitens, weil die Kürzung die Falschen träfe, die Älteren. Kein Kombilohn kann alle über 50 versorgen. Wer übrig bliebe, hätte noch 241,50 Euro zum Leben. Wer das einen "Anreiz" nennt, verhöhnt Hunderttausende, die jahrzehntelang gearbeitet haben, bevor man sie fallen ließ. Dass es einigen Arbeitslosen an Motivition mangelt, ist wahr. Sie gezielt in die Pflicht zu nehmen statt alle abzustrafen, ist der Job der Politik. Bringe die Politik nicht den Mut für Kürzungen auf, sollte sie auf teure Modelle lieber ganz verzichten, raten die Sachverständigen in weiser Voraussicht. Dem ist allerdings voll und ganz zuzustimmen.
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