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WAZ: Libanoneinsatz beschlossen: Bewährungsprobe für Deutschland - Kommentar von Angela Gareis

Essen (ots)

Mit dem Einsatz der Bundeswehr im Nahen Osten geht
ein Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte zu Ende, in dem 
geschrieben steht, wo deutsche Soldaten aufgrund der historischen 
Schuld bis heute nicht eingreifen dürfen. Dass Israels Regierung sich
die Unterstützung der Bundeswehr ausdrücklich gewünscht hat, ist ein 
gutes Zeichen dafür, dass Israel Vertrauen zu Deutschland gefasst 
hat.
Mit diesem Einsatz der Bundeswehr bricht ein neues Kapitel an, 
das große Verantwortung und neue Herausforderungen beinhaltet. 
Welches Maß an Verantwortung Deutschland für die Lösung dieses 
komplizierten Konflikts tragen muss, bedarf kaum einer Erklärung. 
Welcher Art die neuen Herausforderungen sein werden, das lässt sich 
nicht leicht beantworten, denn mit dem Einsatz im Nahen Osten nähert 
sich Deutschland innerhalb der Vereinten Nationen dem Wesenskern 
blutiger Konflikte.
Wenn deutsche Soldaten in Afghanistan oder im Kongo 
Friedensdienst leisten, dann ist für sie relativ klar definiert, wem 
gegen wen zu helfen ist. Im Nahen Osten verschieben sich die 
Wahrnehmungen. Die Bilder von Tod und Zerstörung aus dem Libanon 
haben hier zu Lande viel Kritik an Isra-els Vorgehen provoziert, auch
deshalb, weil die Bilder von den vielen mörderischen Attentaten auf 
israelische Bürger in der Vergangenheit nicht ebenso präsent waren.
In der Region hat sich das Töten, Verletzen und Leiden so 
schrecklich verstetigt, dass Beobachter einmal eher mit der einen 
Seite fühlen, und dann wieder eher mit der anderen. Für Deutschland 
bedeutet das Eingreifen, dass es unverbrüchlich an Israels Seite zu 
stehen gilt. Einerseits. Andererseits wird Deutschland auch Kritik 
aussprechen müssen, wenn Israel aus seiner angeborenen Existenzangst 
Fehler begehen sollte.
Insofern ist dieser Einsatz eine Bewährungsprobe für Deutschland.
Für die UN ist er es ohnehin. Zum ersten Mal hat sich die 
Staatengemeinschaft entschieden, eine wirklich zentrale und aktive 
Rolle in dem Konflikt einzunehmen. Damit steht die Weltorganisation 
unter dem Druck, Handlungsfähigkeit zu beweisen. Nur wenn es gelingt,
den Konflikt zwischen Israel und dem Libanon lösen, können die 
Vereinten Nationen den Friedensprozess zwischen Israel und den 
Palästinensern vorantreiben.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat den Einsatz als 
Mosaikstein bezeichnet. Das ist ein gutes Bild, weil es auch 
beschreibt, wie viele Steine dem Mosaik des Friedens im Nahen Osten 
noch fehlen.

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